Taubstumme

In dieser offensichtlichen Bordellszene sitzt das seltsame Pärchen auf einem Sessel, der ältere Herr mit seinem Affengesicht berührt die entblößte Brust der Frau in Unterwäsche, die auf einem seiner Knie sitzt. Sie blickt aus großen Augen in den Spiegel, in dem das Antlitz des Freiers erscheint. Eine Katze hat sich hinter sie verkrochen. »Taubstumm«, d.h. nicht hören und nicht sehen, steht hier für die Kommunikationsunfähigkeit während einer rein »geschäftlichen« Beziehung. Die Lithographie war der Vorzugsausgabe der Zeitschrift »Der Ararat. Glossen, Skizzen und Notizen zur Neuen Kunst« (Bd. 2, Nr. 11, 1921) beigegeben, die im Verlag Hans Goltz in München erschienen ist. Der Vorbesitzer des Blattes, der Kölner Heinrich Stinnes, dessen Sammlerstempel links unten angebracht ist, hat dies handschriftlich vermerkt: »Goltz / 31.III 1921«, »Lithographie zu Ararat« (ausradiert). Da Stinnes stets nach besonderen Drucken Ausschau gehalten hat, verwundert es nicht, dass es sich bei dem Stuttgart Exemplar um die Nr. 1 einer Auflage von 100 handelt.