Dreams about Architecture

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Worum es geht

Beschreibung

Künstlerbuch. - 1979 übersandte Milan Knížák vier »manuscript books« an Hanns Sohm - eine Sammlung von Typoskripten, Fotografien und künstlerischen Originalvorlagen zu den wichtigsten Themenfeldern des Künstlers: Aktionen, Musik, Mode und Architektur. Nur zwei der Bücher wurden später auch gedruckt: »Fashion«, 1983 (vgl. Inv. Nr. AS 2014/1142) sowie - in erweiterter Form und in tschechischer Sprache - »Dreams about Architecture«, 2012, (»Sny o Architektuře«, Ostrava: Šmíra-Print). Das Manuskriptkonvolut ist Wolfgang Feelisch gewidmet, dem Sammler und Multiple-Verleger, der mit seinem VICE-Versand der Gegenkunst der 1960er/70er Jahre ein Marktforum geboten hatte. So war Milan Knížáks Schmuckobjekt »Necklace« 1969 von Feelisch ediert worden (vgl. Inv. Nr. AS 2014/1139), ferner dessen Künstlerbuch »Zeremonien«, 1971, mit einer Auswahl von Aktionspartituren und programmatischen Texten, die von den tschechischen Behörden als Beweismittel für eine Verurteilung Knížáks wegen »Herabsetzung des Ansehens der ČSSR im Ausland« 1973 mit herangezogen worden waren. Der Kern des künstlerischen Ansatz von Milan Knížák könnte mit »Kommunikation« bezeichnet werden, verstanden in einem umfassenden Sinn als Austausch der Menschen untereinander und mit ihrer Umwelt. Knížák suchte neue Formen hierfür: aktionistische (Happenings, Events, Zeremonien), akustische (Musik), soziale (Zusammenleben in offenen Gruppen), gestalterische (Mode, Design) und architektonische. Seine Überlegungen und künstlerische Exemplifikationen hierzu berührten oft die Grenzen des Machbaren, gar nur Vorstellbaren, und nicht selten gingen sie darüber hinaus. In den »Träumen über Architektur« verwirft Knížák alles bisher Gebaute, weil es der Abgrenzung, Vereinzelung dient, Ressourcen hemmungslos verschlingt und den Menschen in seiner Entwicklung zu einem sozialen Wesen im Einklang mit der Natur hemmt. Knížáks utopische Gegenvorschläge sind in ihrer spektakulären, oft auch witzigen Phantastik insofern doch ernst gemeint, als sie Impulse setzen sollen, das Leben auf dem Erdball radikal neu zu denken, es in Symbiose mit der Natur zur verstehen und die Architektur humaner zu machen. »Dreams about Architecture« gliedert sich in drei »stages«/Phasen, deren erste signalhaft skulpturale Gebäudephantasien, wie etwa ein »Gabelhaus«, ein »Tisch-«, ein »Kopf-«, ein »Wolkenhaus«, enthalten sowie exzentrisch rotierende Häuser, »Paternoster-lift Buildings« u.a.m. Zwischen erster und zweiter Phase finden sich Entwürfe zu »mobiler Architektur« zwischengeschaltet, worunter Knížák Kleidung, Schmuck und Mobiliar versteht. Die zweite ›Traumphase‹ trägt den Titel »Der Erdball als Park«: der Globus wird von allen Siedlungen und aller Infrastruktur bereinigt und als riesiger Naturpark rekultiviert, während die Wohn- und Verkehrsfunktionen gebündelt in Bahnen um die Erde herumgelegt oder in den Orbit ausgelagert werden. In einem Entwurf heißt es gar: »Schneide Scheiben aus der Erde. Lebe in den sich daraus ergebenden Räumen.« Die dritte Phase von »Dreams about Architecture« präsentiert Fiktionen einer immateriellen, virtuellen Architektur, die unmittelbar mit der Psyche des Menschen verbunden ist: »Wände aus Gedanken«, »Häuser aus Vorstellungen«, »Landschaften aus Assoziationen«, »Architektur, die überall und nirgendwo ist«, »die existiert und nicht existiert«, »die zugleich innerhalb wie außerhalb des Menschen ist«. In einem seiner Beispiele imaginiert Knížák ein Haus aus lebendigem Material, das in enger Symbiose mit der Psyche seiner Bewohner sich deren Bedürfnissen anpasst, seinerseits aber auch auf den Menschen einwirkt, so dass sich beide, Haus und Mensch, in kontinuierlichem Evolutionsprozess weiterentwickeln. [WE]

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