Francis Alÿs’ Projekt »A Story of Deception« begann 2003 mit dem Vorsatz, einer Erzählung nachzugehen, die er während einer Recherchereise in Argentinien hörte: Das in Patagonien lebende Volk der Tehuelche versammelt sich jährlich, um ein Exemplar des landestypischen Laufvogels Nandu über hunderte von Kilometern zu verfolgen, bis dieser vor Erschöpfung zusammenbricht. Alÿs war »fasziniert von der Einfachheit der Methode und dem Gebrauch des Gehens als Waffe, als eine Methode des Jagens«. Der Akt des Gehens spielt bereits in vielen seiner früheren Arbeiten eine Rolle als Mittel, um allein durch Fortbewegung Situationen zu schaffen, die eine unvermutete Wendung erwirken können. Statt jedoch ein entsprechendes Bild jener Anekdote zu realisieren, wurde die Erzählung nur zum Ausgangspunkt für Alÿs’ 16mm-Film: Bei Durchsicht seiner recherchierten filmischen und fotografischen Materialien fielen ihm die illusionistischen Erscheinungen am Horizont der staubigen Highways auf. Dieses Phänomen der atmosphärischen Lichtbrechung, den ständig im Verschwinden begriffenen Punkt am Horizont und das vermeintlich dahinter Verborgene versuchte er einzufangen. »A Story of Deception« zeigt so nichts anderes als die Fahrt auf einem Highway, den durch die Hitze verschwommenen Horizont in einiger Entfernung ständig vor Augen, jedoch nie zu erreichen. Die haptische Qualität des Filmstreifens und das ewige Weiterdrehen der Spule verstärkt das Flimmern des Trugbildes. Auch verdichtet sich die wiederholende Monotonie der Landschaft zum puren Bild von Bewegung. Kaum scheint das imaginäre Bild an der Horizontlinie in greifbarer Nähe zu liegen, verschwindet es sogleich wieder.