Worum es geht

Beschreibung

Nach dem apokryphen Buch »Judith« befreit die alttestamentarische Heldin ihre von den Assyrern belagerte jüdische Heimatstadt Bethulia, indem sie den Feldherrn Holofernes nach einem Gelage mit dessen eigenem Schwert enthauptet und dadurch die führerlosen Truppen in die Flucht schlägt. Cranach zeigt Judith nicht handelnd, sondern als Halbfigur nach vollbrachter Tat. Das nach der neuesten Mode geschneiderte Kostüm und die individuellen Züge der Judith deuten darauf hin, dass Cranach nicht ein Idealbild der alttestamentlichen Heroine, sondern das historisch eingekleidete Porträt einer Hofdame vor Augen führt. Die junge Frau steht hinter einer Steinbrüstung vor neutralem, schwarz-rotem Grund, der das Silhouettenhafte der Gestalt, aber auch die satten, juwelenartigen Farben hervorhebt. Jedes Detail der überreich geschmückten Kleidung ist mit Akribie und Sinn für höfischen Prunk registriert. Zugleich steigert das Gewand in seinem samtigen Charakter und den warmen leuchtenden Farbtönen den Reiz des marmorweißen, kühlen Inkarnats. Mit Raffinement spielt Cranach den Gegensatz von emotionsloser Schönheit und der Grausamkeit des dargestellten Themas aus. Der großlinige, abstrahierende Bildaufbau, das tiefleuchtende Kolorit, die fein vertriebene Malweise und die am höfischen Schönheitsideal orientierte Stilkonvention weisen die Darstellung als charakteristisches Werk seiner Wittenberger Zeit aus. [EW]

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