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Sammlung Digital
Auferstehung
Max Beckmann
Auferstehung, 1916
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Max Beckmann (1884-1950)
Auferstehung, 1916
Öl; Kohle; Leinwand; Höhe: 345 cm; Breite: 497 cm;
Unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst begann Beckmann 1916 diese Komposition, die dem "schaurigen Schmerzensschrei der armen getäuschten Menschheit" Ausdruck verleihen sollte. Im Unterschied zu der hochformatigen Version von 1909 entledigt er sich jedoch jetzt aller Konventionen und versetzt den Schauplatz in eine zerbombte und verschüttete Stadt. Nicht mehr Erlöste sind es, die andächtig in einen lichtdurchfluteten Himmel aufschweben, sondern geschundene und verstümmelte Kreaturen, die aus den Kellern hervorkriechen und auf den Schutthalden einen apokalyptischen Totentanz aufführen. Die Auferstehung wird zum Aufstand der gepeinigten Menschheit, die ihrer nackten Existenz und schicksalhaften Ausgeliefertheit gewahr wird. In staubgraue und lehmgelbe Töne gehüllt, sind die verschiedenen Gruppierungen der Komposi­tion auf den großen gekrümmten Rückenakt im Mittelfeld bezogen. Die knochige Gestalt dieses nackten Mannes, der sich die Augen reibt, scheint das ganze Leiden und Hoffen der Menschen auf sich zu ziehen und christologische Züge anzu­nehmen. Wie schon bei der frühen Auferstehung bringt der Maler auch jetzt das apokalyptische Geschehen direkt mit seiner Biographie in Zusammenhang. So erscheint rechts unten das Gruppenporträt des Ehepaars Max und Minna Beckmann mit Sohn Peter, eingerahmt von den Frankfurter Freunden Ugo und Fridel Battenberg. Wie Stifter auf Altä­ren falten sie die Hände, und Ugo Battenberg weist mit der Hand nach oben zu dem Auferstan­denen im Zentrum. Der Gesichtsausdruck des Künstlers, der dem Selbstbildnis der frühen Auf­erstehung gleicht, drückt Zweifel aus und sein Blick fällt auf den Toten. Minna Beckmann blickt zur linken Seite hin, wo - als Pendant der Porträt­gruppe und in ähnlicher Schrägstellung - ein gro­ßes Figurenbild eingeblendet ist. Im Typus der früheren Gesellschaftsbilder des Künstlers stellt es die Familie seiner Schwiegereltern dar. Offen­sichtlich wollte Beckmann mit diesem Bild im Bilde nicht nur an die theologischen Gespräche im Pfarrhaus Tube und an den gefallenen Schwa­ger, der links außen schemenhaft skizziert ist, er­innern, sondern - wie Peter Beckmann vermutet- sein ganzes Vorkriegswerk, für das dieses Eigen­zitat stellvertretend steht, in die Untergangsvision einbeziehen. Das Gemälde blieb unvollendet, obwohl Beck­mann wahrscheinlich noch 1918 daran weiterge­arbeitet und im gleichen Jahr eine Radierung der Komposition graviert hat. Doch gerade das Non­finito der Ausführung verleiht dem Werk einen erhöhten Grad von bekenntnishafter Unmittel­barkeit und vibrierender Erregung, der bei einer detaillierten Ausmalung vielleicht verlorenge­gangen wäre. Bewußt aufgegeben hat er es wohl erst zu Beginn der dreißiger Jahre, als er mit den Triptychen eine weiterführende Konzeption ge­funden hatte. Jedenfalls ist die Auferstehung von 1916/18 das Schlüsselwerk für eine neue, entschlackte Malerei und Weltsicht, auf der seine künftigen Bilder bis hin zu den späten Triptychen basieren.
Kategorien
Max Beckmann Leinwand Öl; Kohle Kunst 1900-1980

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Inv. Nr.
2673
Standort
ausgestellt in der Staatsgalerie Stuttgart
Hinweis
Staatsgalerie Stuttgart, erworben mit Lotto-Mitteln 1964
Literaturhinweis
Karin v. Maur und Gudrun Inboden: Malerei und Plastik des 20. Jahrhunderts. Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart 1982, S. 85-88. Conzen, Ina: Staatsgalerie Stuttgart - Die Sammlung. Meisterwerke vom 14. bis zum 21. Jahrhundert, München / Stuttgart 2008, S. 214, Nr. 149.
Permalink
https://www.staatsgalerie.de/g/sammlung/sammlung-digital/einzelansicht/sgs/werk/einzelansicht/1330989D413DC400C839A9A1C5D7A4AA.html
Lieblingsstück von ...
Dr. Ina Conzen
Stellvertretende wissenschaftliche Direktorin / Kuratorin für Klassische Moderne
Bei diesem großformatigen Gemälde bewegt mich - abgesehen von seiner formalen und inhaltlichen Intensität -, dass es unvollendet geblieben ist und in diesem Zustand von Max Beckmann an alle Stationen seines Lebens mitgenommen wurde: in Frankfurt 1916 als Reaktion auf die Schrecken des Krieges begonnen, begleitete es ihn 1933 nach seiner Entlassung aus dem Lehramt nach Berlin, dann ins Exil nach Amsterdam und in die Emigration nach Amerika, um von uns über den Sohn Peter Beckmann 1964 erworben zu werden. Ohne Zweifel handelt es sich um ein elementares Schlüsselwerk nicht nur für uns Kunsthistoriker, sondern auch für den Künstler selbst; die nie erreichte Vollendung war ihm ständige Mahnung und Herausforderung - als Vorstufe zu den späteren Triptychen und vor allem als seine umfassendste, vor der erlebten Realität letztendlich kapitulierende Menschheitsvision.
Erkunden
Iris Haist
Volontärin Jan 2015 bis Jan 2017
So sieht Verzweiflung aus! Max Beckmann malte dieses wandgroße Jüngste Gericht mit der Auferstehung im Jahre 1916. Damals war er schon desillusioniert, seine Kriegseuphorie war vergangen. Besonders in direktem Vergleich mit seiner Auferstehung von 1908/09, die ebenfalls bei uns gezeigt wird, erkennt man Beckmanns damaligen Seelenzustand. Düster und abgründig - aber genial.
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