Anarcheology

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Worum es geht

Beschreibung

Christoph Kellers Video »Anarcheology« ist stumm - und kreist dennoch vor allem um Text und Sprache. Rhythmisch wechseln Bilder und Textpassagen einander ab. Unentwegt alternieren Schwarzweißfotografien von offenbar menschenleeren tropischen Fluss- und Waldlandschaften mit Texteinblendungen, die wie Zwischentitel in Stummfilmen wirken. Bilder vom Amazonas, von der neuen Brücke über den Rio Negro bei Manaus und von Wasseroberflächen scheinen auf und entschwinden wieder. Die eingeschobenen Sätze und Zitate kommentieren die Bilder aber nicht unmittelbar. Vielmehr verweisen sie auf Abstände, die immer bestehen, wenn eine andere Kultur im Verhältnis zur eigenen wahrgenommen wird. Sie reflektieren die Rolle, die Schriftsprache, mündliche Tradition und Übersetzung dabei spielen: Wie verhalten sich auf Materialität von Zeichen fixierte schriftliche Kulturen und orale Kulturen zueinander? Wie erzeugen Mündlichkeit und Schriftlichkeit Vorstellungen und Wissen? Wie erlangt dieses Wissen Geltung? Im Umgang mit diesen Fragen nimmt Keller zunächst Begriffe aus Archäologie, Ethnologie und Philosophie auf. Übergangslos schwenkt er dann in eine erzählte persönliche Geschichte und verwebt diese schließlich mit der Mythologie des venezolanisch-brasiliansichen Volks der Yanomami. Ihn interessieren nicht allein wissenschaftliche Diskurse einer Archäologie der Sprache und des Wissens. Vielmehr konzentriert er sich auf die Subjektivität von Erzählweisen und Interpretationen der Verhältnisse zwischen Individuum und Welt, Materie und Gedächtnis. So verdichtet er Bilder, Texte und Subtexte zu einer geradezu „innerlichen“ Arbeit voller Sogkraft - verstärkt durch die Erfahrung fehlenden Tons. Denn im Akt des Lesens verwandelt sich das Geschriebene zu einer Art »innerem Ton« im Film.

Text

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