Worum es geht

Beschreibung

Luca Carlevarijs, Sohn eines Architekten und Bildhauers in Udine, kam 1679 nach Venedig und arbeitete, von einem Aufenthalt in Rom abgesehen, überwiegend in der Lagunenstadt. Er führte den Bildtypus der Vedute, den er in Rom bei Gaspar van Wittel, gen. Gaspare Vanvitelli, (1653-1736) kennengelernt hatte, in Venedig ein und wurde damit richtungsweisend für Antonio Canal, gen. Canaletto, (1697-1768) und Francesco Guardi (1712-1793). Mit seinen Stadtansichten, die in großer Zahl in Gemälden, Zeichnungen und Graphiken wiederkehren, brachte Carlevarijs zudem eine volkstümliche Note in die venezianische Kunst, bevölkerte er doch Gässchen, Plätze und Wasserstraßen mit arbeitenden, lustwandelnden und gondelfahrenden Menschen. Bereits 1703 publizierte er eine Folge von 104 Radierungen unter dem Titel »Le Fabbriche, e Vedute di Venezia disegnate, poste in prospettiva, ed intagliate da Luca Carlevaris con privilegi«, eine Art Bestandsaufnahme der Stadt Venedig, mit einer Dedikation an den Dogen Luigi Mocenigo (vgl. Luca Carlevarijs e la Veduta Veneziano del Settecento, bearbeitet von Isabella Reale und Bernard Aikema, Ausst.-Kat. Palazzo della Ragione, Padua [25.9.-26.12.1994], Mailand 1994). In seinen mit spitzer Feder umrissartig gezeichneten Figurenstudien schildert der Künstler das Geschehen oft mit zarter Ironie und erfrischendem Humor. Meist benutzt er eine dünnlinige Feder über einer knappen Vorskizzierung in schwarzem Stift. Hier spricht die bühnenmäßige Anordnung von Mobiliar und Protagonisten wohl für die Illustrierung einer Szene aus einer der venezianischen Komödien des frühen 18. Jh.: eine Maske liegt am Boden. Der Kavalier hat das Zimmer betreten und die Familie offenbar beim Mahl unterbrochen. Der Herr des Hauses sitzt rittlings auf einem Stuhl, seine Gattin steht, den Arm skeptisch in die Hüfte gestützt, neben ihm. Wahrscheinlich betrifft das Anliegen des geziert auftretenden Besuchers das junge Mädchen mit dem zusammengeklappten Fächer, das sich sichtlich gelangweilt an einen Sessel lehnt; die kleine Schwester hingegen hat sich dahinter ängstlich versteckt. Die Zeichnung stammt aus der Sammlung Bossi/Beyerlen, die 1882 bei H. G. Gutekunst in Stuttgart versteigert wurde, und trug dort die ehemalige Zuschreibung an Pietro Longhi (1702-1785).

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