Worum es geht

Beschreibung

Jenseits sanfter, flacher Hügel fällt der Blick auf eine Stadtanlage, die sich an einen hohen Berg schmiegt und offenbar zugänglich über eine Brücke ist. Weitere Gebäude und eine bewehrte Anlage sind ebenfalls in dem waldigen Panorama auszumachen. Ganz klein am rechten Rand lagern zwei Figuren, die sich kaum aus dem Strichgefüge hervorheben. Zunächst nur dem Umkreis des Domenico Campagnola zugeschrieben (Stuttgart 1992, Nr. E 39), erkannte Tobias Nickel die originale Hand dieses Künstlers, einem Adoptivsohn und Schüler des Kupferstechers Giulio Campagnola (um 1482-1516/18), auch nehmen Landschaftszeichnungen in seinem Werk einen hohen Stellenwert ein. Vergleichbar ist ein Blatt in Haarlem (Teylers Museum, Inv. Nr. K VII 8; Nickel 2017, Nr. 113) aber auch Holzschnitte des Künstlers wie etwa die um 1535/49 entstandene »Landschaft mit wandernder Familie« (Titian and the Venetian woodcut, hg. von David Rosand und Michelangelo Muraro, Ausst.-Kat. National Gallery of Art, Washington [1976-1977] u.a., Washington 1976, Nr. 28). Von den rund 800 erhaltenen Blättern Campagnolas zeigen 443 Landschaften, notiert mit schnellen Federstrichen und meist den Gegensatz zwischen Ebene und hohen Bergen hervorhebend, auch der schroffe Fels hinter der Architekturkulisse ist charakteristisch. Ab etwa 1517 aktiv tätig, gilt der Künstler als erster eigentlicher italienischer Landschaftszeichner des 16. Jh. Im Besonderen orientierte er sich an seinem Zeitgenossen Tizian (1488-1576), der ebenfalls die neue Gattung der Landschaftsdarstellung in sein Werk aufnahm. Allerdings entwickelte sie sich als autonomes Motiv auch bei ihm nicht in der Malerei, sondern fast ausschließlich zunächst in der Druckgraphik und in Zeichnungen Letztere von Campagnola wurden oft mit denen des in Pieve di Cadore gebürtigen Tizian verwechselt, wie die alte Aufschrift rechts unten auf dem Blatt verdeutlicht: »diciano da cadora«.

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