Worum es geht

Beschreibung

Transkription: lieberherrmeyer, das gewissen schlug mir hörbar und schon ist ihr fragebrief da!- verzeihen Sie, aber es ging so allerlei vor, ohne viel entscheidung. frkfrt, noch nichts weiter. wi. ist dafür bekannt. man muss ihn stodsen. aber ich schrieb und dränge. zunächst antworte ich auf Ihre fragen im neuen: holzapfel, ja, ich möchte ihn wol kennen.- renoir contra cezanne, ja ich musste auch denken, wie und ob; "reizend, doch nicht überzeugend", mir scheint, wir haben nie darüber gesprochen, so viel wie über cezanne jedenfalls nicht. nun, renoir lebt auch fort, in seinen söhnen (filmregisseure), seinen enkeln, viel abgebildete wesen, flechtheim der deutsche kunsthändler (man sagt mit französischem geld) gibt galadiner für 100 gelandene gäste im 1. hotel berlins, darauf eröffnung der renoirausstellung. (ich weiss nicht, wie er bei cezannes täte(). renoir, erstaunlich für mich, die lebenscontenuierlichkeit- fast von anfang bis zu ende eins.- dennoch glaube ich: tat und werk cezannes stehen höher. die feulletons sollten nur vorausreiten. ich habe glaub ich nicht mehr geschrieben seit mitte-l-berg. kannten Sie, den namen nach helge lindberg? sicher von mir oder erzählungen bolmanns. er starb an grippe, kaum 40, berühmter finnischer sänger, weltruhm, der sich dafür eine insel im finn. meerbusen gekauft hatte und dort so wie ich ihn kannte, ein ideal-freies leben im sommer führte._ es war beinah ein grund, bollman zu schreiben. ich tus noch. amden soll zu ende gehen! ei! oh!. "wer wird künftig.................." ich stelle mir Ihre lage aber als unhaltbar vor, wenn selbst der kesselflicker...altherr, doch sehr schätzenswert, seine initiative und ein klein wenig doch, was Sie wollten, zudem in der heimat. und es blieben immer die ferien eines treffens, irgendwo. muss ich sagen und bedauern, die unmöglichkeit eines zusammenseins und_arbeitens, das sich mir eben jetzt, da ich wieder einmal maler bin, so sehr wünsche. die fruchtbarkeit nicht abzusehen (wäre!), wenn es sein könnte. ich versuche, gedanken eines malers aufzuschreiben...ich fühl auch wieder so recht, wie nötig es ist, nicht aus der übung zu kommen. denn zunächst misslingen einfach soundsoviele anläufe. auch nach sem abseitigen spazier- und irrgängen (scherchen, bühne, bauhaus) wie schwer es ist, wieder zu sich zu kommen und zu seiner sache. wenn nun gar 50 blatt nach berlin kommen, wirds seine wirkung tun! ich werde nicht versäumen, die ausstellung zu sehen, und itten. auch pass ich auf, unterrichtet wol von hamey, der ja selbst interessiert. denn auch berlins presse wird sich mucksen. büssers endschicksal oder noch nicht, wusste ich nicht. nun finde ich Ihren vorbrief nicht, er ist nicht weit, aber wo? es wird voraussichtl. am bauhaus veränderungen geben (vertraulich! (veränderungen gabs im magistrat, der noch weniger wolgefällig ist, nach den neuwahlen. der etat reicht nicht, ist zu klein. also abbau. hamey zwar wird sich gut postieren, er bleibt natürlich, wenn er auch „so" sagt. der bürgermeister will ihm wol, wohler als grop. z.zt. (sogar bis zur überschätzung). das bhs wird sich stark nach dem bau und dem industriellen, geistig-technischen wenden. die maler sind nur noch als notwendiges übel da. ( als grosspapas (sofern es die älteren k.'s betrifft). auch kunstpolitisches geschieht, etwa dieser art: der vertreter der "deutschen kunstgemeinschaft" kommt und möchte 4 maler besuchen, darunter ich, darunter nicht moholy. er kommt, besieht das bhs, isst bei grop., geht zu mo. und bleibt dort- kaufend! sehr!- solange, bis das tageslicht geschwunden und der zug zur abreise wartet, kommt zwar zu mir, doch sozusagen auf der stelle tretend, die uhr in der hand........ eine hoffnung zurücklassend. ist das recht? ist das kunstpolitik? ist das ungarisch-jüdischer handel? und ich hatte justament die letzte mark in der tasche- und er zahlte blanco... das drei der bilder, deren fotos ich Ihnen entführte und bald rückgebe- in galerien und eines, die tischgesellschft, in gutem haus in dresden ist- schrieb ich wol. doch half alles nicht, die schulden des balletts zu tilgen und der selige moment blieb hinausgeschoben, wo ich eines verkaufes froh, d.h. den erlös behalten darf.- eine, für die ich von gewissen einflussreichen kreisen dort, vorgeschlagen sei, sei bis herbst vertagt. ich gestehe, eine solche stelle, freie akademie, träfe das schwarze, oder weisse, so hell schiene mir diese er-lösung. denn in frankf., wenn es würde, erwartet mich eine intensive, malereiablenkende tätigkeit der bühne, sozusagen mit ganzem einsatz, auf das eine; bühne. Sie wissen ja die geteilte seele in dieser sache. hier in dessau besonders, da durch widrige umstände eine freie entfaltung beschnitten und fast ertötet wird. (ich habe den stab gebrochen über die bühne im bauhaus). tatsächlich, in einer verlesenen erklärung. denn die stadt, der magistrat, verbietet z.b. feste im bauhaus, das zweite, schön geplant, wurde wiederum zuguterletzt verboten.) es könnte also sein, dass mittenhinein gestellt und mit mitteln, die lust wieder erwacht und mit intensität. um nicht zu vergessen: bitte schicken Sie mir artikel holzapfel wieder, wegen der darin genannten bücher und verlage. schrieb ich, dass scherchensache verschoben? ich muss sagen: gottseidank! denn ich hätte es nicht geschafft. es war zu viel, auch technisches wäre nicht fertig geworden. da er nur die verschiebung mitteilte, weiss ich nun nicht, wann und ob überhaupt noch. ich wäre selbst darüber nicht traurig.-- die tragik des nicht selbst geschaffenen stoffs. huber ist wol in berlin, sagte mir tut. wissen Sie, wie es ihm dort geht? es ist ein unglaubliches zentrum, nicht nur der maler. jeder trachtet dorthin. es wird mich interessieren, in welche kreise hu. dringen wird. ist er noch bei seiner letzten renoirartigen weise? oder marees? die kandinskyausschnitte las ich. wolwollend, mit vorbehalten, es wird immer so sein. sein unterricht hier ist nicht oder weniger gesucht als der klees. sein gesellschaftliches schätzt man, verbindend, vermitteld. ich weden Ihnen mit dem ersatz der fotos die baumeistermonographie schicken, wegen des gewünschten, gerade jetzt mich interessierend. die abstrakten ssachen bmstrs mag ich fast durchweg nicht. es drängt sich mir auf: dekoratives neubarock. von dem figürlichen manches plakathaft (einfluss des reklameschaffens, typografie u.a., was ich auch bei molzahn konstatierte). doch einiges schön, gegen früheres sehr geklärt. er hat den "schwung", jetzt gebändigt, in der mass, hörte ich verschiedentlich, wirken seine bilder monoton, gleichförmig, ohne notwendigkeit der variation. dass er der modernere typ ist gegenüber mir, weiss ich: dennoch möchte ich das moderne nicht durch sport-rad-auto-flugzeugsarstellung erweisen. meine, lasierende un dadurch leuchtendere farbe, dsagte man mir, betr. ausstelungen, "schlange" die baumstrs, die moderne deckende töne heben.- doch ist dies ja nichts wesentliches. ich schliesse und grüsse herzlich! Ihr O Schlemmer Ich werde wol als Nächstes eine Berliner Brief schreiben, über Ihres und was sonst, vielleicht Léger der z Zt ausgestellt ist. Es folge de Chirico, der mich sehr stark interessiert. Dieser macht in Belgien sehr Schule! Ich sende Ihnen schweren Herzens die „Legende eines Literaten"; dennoch bedaure ich fast, daß ich nicht dort dabei verharrte; man ließt geringfügigeres in dem Berliner Tageblatt und [...]! hätte mich das interessiert; die sollte mitveröffentlich werden.

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