What it is about
Die 1908 begonnene, 1909 vollendete Auferstehung wird von dem 24jährigen Max Beckmann in einer kühnen Mischung aus mondänem Gesellschaftsbild und barocker Himmelsvision dargestellt. Es ist, als würden die Teilnehmer einer Abendgesellschaft (unter ihnen links außen der Künstler neben seiner Schwiegermutter und seiner Frau Minna geb. Tube, rechts Gräfin Hagen, Franz Kempner und - kniend - ein Dienstmädchen) plötzlich von dem Ereignis überrascht oder als würde sich das Thema ihres Gesprächs leibhaftig konkretisieren: der Himmel öffnet sich und eine unübersehbare Menge von nackten Toten beginnt mitten unter der festlich gekleideten Gesellschaft in den erleuchteten Himmel aufzuschweben. Nur die dunklen Gestalten am linken unteren Bildrand, zu denen Beckmann hinblickt, wenden sich von dem Geschehen ab und scheinen zu den Verdammten zu gehören. Die unterschiedlichen Reaktionen der Porträtierten reichen von nachdenklicher Betroffenheit über resignierte Gleichgültigkeit zu gläubigem Staunen und verzückter Anbetung. Die fixierten Stellungen der Dargestellten unten kontrastieren zu den ekstatisch gekrümmten Bewegungen der auferstehenden Leiber, die nicht nur an vergleichbare Darstellungen des Jüngsten Gerichts von Michelangelo oder Rubens, sondern vor allem an Rodins Höllenpforte denken lassen. Mit seiner tonigen, skizzistisch angelegten Helldunkelmalerei steht der junge Beckmann dem Stil der Berliner Sezession, vor allem Corinths, nahe. Während diese hochformatige Darstellung der Auferstehung - trotz einer im Mienenspiel des Künstlers und seines Freundes angedeuteten Distanz zum Glaubensinhalt des Themas - noch eine eindeutige Erde-Himmel-Ausrichtung aufweist, ist dieser transzendente Bezug sieben Jahre später in Beckmanns zweiter, querformatiger Auferstehung (vgl. Inv. Nr. 2673) ins Wanken geraten. Der Aufstieg vom dunklen in einen hell-leuchtenden Bereich ist damit das eigentliche Bildthema der „Auferstehung“ von 1909, die mit dem christologischen Schiedsgericht außer dem Titel wenig gemein hat. [IC]
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