Weiblicher Akt mit Hut vor einem Spiegel

Die skizzenhafte Bleistiftzeichnung zeigt einen weiblichen Akt, der sich, im Spiegel betrachtend, den auffälligen Hut mit breiter Krempe zurechtrückt. Während Ernst Ludwig Kirchners gesamter Schaffenszeit spielte das Zeichnen nach nichtprofessionellen Aktmodellen eine wichtige Rolle: »Die Kunst ist vom Menschen gemacht. Seine Gestalt ist das Centrum aller Kunst, denn für alles Empfinden ist seine Form und sein Maß Grundlage und Ausgangspunkt. […] Ich verlange deshalb als erstes für alle Kunstschulen das Aktzeichnen als Hauptfach. Die genaue Kenntnis, die dadurch vom Menschen in seiner Bewegung und Ruhe erworben wird, ist die größte nötigste Grundbedingung für alles weitere Gestalten […].« Frei und ungezwungen agierten die Frauen im Raum, versunken in ihre Tätigkeiten, scheinbar unbeobachtet. Unmittelbar, im Moment einer Empfindung hielt Kirchner mit raschen, hastigen Strichen die Positionen und Bewegungen fest.