Worum es geht
Der in Biberach ansässige Landschaftsmaler Jakob Bräckle (1897-1987), ein guter Freund der Familie Laib, entfacht schon früh bei Wolfgang Laib die Leidenschaft für Kunst. Durch Bräckle kommt der junge Laib auch in Berührung mit den Gemälden von Kazimir Malevich, die der ebenfalls in Biberach ansässige Architekt Hugo Häring verwahrt, bis sie schließlich 1956 in die Sammlung des Stedelijk Museum in Amsterdam gelangen. Schon früh zeigt sich bedingt durch Reisen nach Indien zudem eine Leidenschaft für fernöstliche Kultur und Philosophie, Taoismus und Zen-Buddhismus. Trotzdem studiert Wolfgang Laib ab 1968 in Tübingen Medizin, bis er 1972 in Indien eine eiförmige Steinskulptur mit dem Titel Brahmanda (kosmisches Ei in Sanskrit) schafft, die zu der Entscheidung führt, das Medizinstudium zwar noch zu beenden, den Beruf des Mediziners aber danach nicht ausüben zu wollen. 1974 schließt er sein Medizinstudium erfolgreich ab, arbeitet aber fortan in der Nähe Biberachs an künstlerischen Werken wie der Serie der Milchsteine (fortdauernd bis heute) oder widmet sich von Jahr zu Jahr dem Sammeln von Blütenstaub verschiedener Bäume und Pflanzen (ebenfalls fortdauernd bis heute). 1976 findet die erste Ausstellung von Wolfgang Laib in einer Stuttgarter Galerie statt, zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen weltweit folgen. Er wird mehrmals zur documenta in Kassel eingeladen und erhält 2015 den Praemium Imperiale für Skulptur in Tokyo, eine Art Nobelpreis für Kunst. Ab 1983 verwendet Laib auch Materialien wie Reis, Bienenwachs, Briefsiegellack oder diverse Metalle. Das 1986 entstandene » Reishaus« — eines der ersten Reisehäuser überhaupt in Laibs Œuvre — vereint mehrerer dieser Materialien und besteht für Laib aus den elementaren menschlichen Grundbedürfnissen: Ernährung und Behausung. Der Reis umgibt in bewussten Setzungen und in Form kleinere Haufen das Haus aus Aluminium und erinnert formal an das Ritual von Opfergaben, ebenso die aneinandergelegten Riegel aus Siegellack. Eine vermeintlich einfache künstlerische Geste mit universeller Bedeutung und geistiger Tiefe.
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