Worum es geht

Beschreibung

Nahe an den Betrachter herangerückt, wendet sich der Dargestellte mit offenem, direktem Blick aus dem Bild heraus; die Kleidung ist schlicht, der Hemdkragen leger geöffnet, die Haare sind weder aufwendig frisiert, noch von einer Perücke verdeckt. Der Achtunddreißigjährige erscheint mitten im Leben und in der Arbeitswelt stehend, wofür auch der kritische Ausdruck spricht, der sich in der über der Nasenwurzel leicht gekrausten Stirn und der vehement geschwungenen, buschigen Augenbraue manifestiert. Ein derartiges Porträt ist charakteristisch für Nicolas Guibals Abkehr von den Repräsentationsbildnissen der höfischen Kunst des 18. Jh. und seine Hinwendung zu einer stärkeren Wirklichkeitsauffassung, zu schlichter Sachlichkeit und damit dem Weg zum Realismus: Der Bürger, in diesem Falle ein Arzt, wird gezeigt wie er ist. Der Stuttgarter Dr. Johann Georg Hopfengärtner (1724-1796) war der Sohn eines Lehrers. 1768 wurde er zum Leibarzt des Herzogs ernannt. Er verfasste medizinische Schriften und war als Mitglied der obersten Gesundheitsbehörde Mitherausgeber mehrerer Auflagen der »Pharmacopoea Wirtembergica« (Stuttgart 1771 und 1786), einer offiziellen Zusammenstellung der gebräuchlichen Arzneimittel. Zudem war er hochgelehrt, so dass der Berliner Schriftsteller Friedrich Nicolai in seiner Beschreibung einer »Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781« (Berlin und Stettin 1795, S. 85) notierte: »Er verdient unter den philosophischen Aerzten eine vorzügliche Stelle, ist ein Mann, der tiefes Nachdenken über seine Wissenschaft mit geprüfter Weltkenntniß verbindet«. Mit Guibal war Hopfengärtner befreundet. So bat der Künstler am 17.5.1776 seinen Schüler Heinrich Friedrich Füger (1751-1818) in einem Brief, er möge in Wien schwarze und rote Kreiden für den Zeichenunterricht von Hopfengärtners Kindern besorgen (Ferdinand Raab: Einige Briefe von Nicolas Guibal, in: Zeitschrift für Bildende Kunst 12, 1877, S. 154). Maler und Porträtierter waren zudem Mitglieder der Stuttgarter Freimaurerloge »Zu den drei Cedern«, die sich ab 1780 regelmäßig in der Wohnung Hopfengärtners traf (vgl. Stuttgart 1977, S. 13).

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