LHM. Endlich ist all unser Tun...

55AF59063C024A0495C720C6312DFAD2
55AF59063C024A0495C720C6312DFAD2
55AF59063C024A0495C720C6312DFAD2

Worum es geht

Beschreibung

Transkription: Weimar, 13 Mrz 1920 LHM. Endlich ist all unser Tun und, werden Sie sagen, schreibt er. Verzeihen Sie sehr - es ist kein andrer Grund als der einfache: die ach so rasende Zeit. Anzeichen sind 2 Briefe oder 3e gar von Ihnen angelangt. Also: Die Utopia ist sagt Adler an Sie abgegangen, er wird dazu schreiben wol, vielleicht auch daß Sie versuchen das Heft in der Schweiz abzusetzen wenn Sie es nicht behalten wollen. Ein Heft mit Abbildungen von mir existiert noch nicht; in der 2. Lieferung (nächstes Heft) will Adler auch von mir etwas bringen, hingegen möchte ich andern den Vortritt lassen, d.h. warten. Im ersten Heft kommt Itten reilich zu Wort. Das Buchstaben gedruckte ist nach seinem Manuskript von einer Schülerin gesezt. (Mir nicht gefällig; die Betonung mit Rot die oft mehr durchstreichen ist; das Schulmeisterliche im Ton und Umspingen mit dem Leser: Man versuche; er lasse sich nicht entmutigen.... du erlebst das Kunstwerk: Bei den Analysen vermissse ich die Demut einem so demütigen wie Meister Franke gegenüber, zu viel der Eitelkeit des Strichs; sinnlose Konstruktion - jedennoch: ich will Ihnen nicht vorurteilen. Daß Ihnen das Prospektblatt gefällt, freut mich. Es war übrigens immer dabei bei meinem Photos. Sie kannten es nicht? Es gilt als mein bestes Bild. Grund rosa, groß. schräg. Figur Silber, kleine unten dunkelrosa, Figur oben links weiß braun-schwarz. Adler will es farbig reproduzieren. Ihren Gekreuzten wird er alle Sorgfalt in Bezug auf Reproduktion anzudrehen lassen, nur ich werde mich selbst sehr kümmern darum. Wie werden Sie sie schicken? Können Sie sie niemandem mitgeben. Vorgestern waren 2 Züricher da, frühere Itten freunde, denen anscheinend das Bauhaus sehr gefiel. Ich vergaß die Namen. (Morasch? ....) Adler würde sicher auch noch andres u mehr abbilden von Ihnen. Ich hätte beginnen müssen damit daß ich mich beruhigte inzwischen über Ihr Nichtkommen, von dem Sie mich und seinen Gründen so ausführlich überzeugen. Der Wunsch, Sie möchten Sie sein ist und wird bleiben. Dazu der daß es mir gelänge zu Ihnen zu gelangen. Wann? Wie? Als Gastspiel im Gastspiel? Wer an diesem der Schuldige ist? Ich möcht es zu gleichen Teilen verteilen; die Harmonie zu Cannstatt war natürlich gestört durch meine und meines Bruders Austellung in Weimar; die Übersiedlung das Fernsein, die teure Reise unsererseits - Burgers finanzielle Nöte und neuerdings die daß ihm der Balletmeisterposten in Stuttgart auf den er gehofft u gezittert entgehen könne (ich glaube daß er ihn nie würde ausfüllen können) diese Sorgen darum u. allerlei Cabalen seinerseits, Tanzstunden, Bal parés um angeblich Geld zu schaffen einerseits - andrerseits um sich den Stuttgartern geziemend in Erinnerung zu halten - So ruhte die Arbeit. Aber es ist Beschluß gefaßt, diesen Sommer (in meinen u B.'s Ferien) alles und unbedingt zu end zu bringen um im Herbst endlich zu debütieren. (die Schwierigkeit die Musik zu den Kostümen zu finden gehört dazu - es wird nun besonders Hayden u Mozart sein). Ich bin nun selbst an der endlichen Erscheinung der Sache interesssiert - es wird mich entlasten von dem Schein des Nichtstuns und mich in andrer unbekannterer Art darstellen. Es ist doch eigentümlich wie mir mehr und mehr gerade von solchen deren Meinung ich schätze ins Gesicht gesagt wird daß Theater meine Sach sei. Freilich gab ich selbst diesem Nahrung (an Bauhaus-Festnacht) ein Maskenfest an dem Sie auch Ihre Freude gehabt hätten) durch ein Spiel mechanischer Figuren wobei ich zur Direktion der Sache genötigt war einen verrückten Professor zu mimen - seitdem hat sich dieser Geruch in dem ich stehe noch befestigt. Was tun? Drauf lossteuern oder mich der Tatsache schämen? Sollte der Sinn meines seitherigen Bildermalens wirklich der sein, reif für jenes zu werden? Vielleicht wird der Tanz etwas ins Rollen bringen. Übrigens wird dem Theater auch am Bauhaus langsam ein Tor geöffnet. durch eines ist Schreyer eingezogen, Dichter u Maler zugleich aber im "Sakralen". Mir bliebe neben ihm u. ergänzend, Tanz u das Komische, zu dem ich mich gern d.h. neidlos bekenne. Auch Theater - aber nur Raum der Zuschauer - bedrückt mich z.Zt. in Jena. Noch war ich nicht bei Dr. Griesebach! Ich war immer wie ich dort war pressiert und möchte in Müße sein wenn ich zu ihm gehe. Nächstens aber. Die Bemalung des Theaters bedrückt mich insofern als es ein Parallelfall zu unserer s.Zt. unglückseligen Kirchenbemalung ist. Der Arichtekt Schmohl von damals ist heute Gropius. Ich entmaterialisiere ihm seine Architektur, von deren Bemalung er andre Begriffe als ich aber genau diejenigen jenes Schmohl hat. So führe ich einigen Kampf. Nur ist Gr. viel verständiger d.h. unsicherer = vertrauender. - Sie erinnern sich? Mzdaznan [sic] ist längst verraucht - d.h. es dunstet im stillen weiter - und es sind viele neue Wellen gekommen nun u über das Bhs. Um das Citat: Nichts was zum Munde eingeht - wußte ich (von dem "Juden" Adler) und es gefiel mir sehr. Betr. Itten ist dem schon so: er sucht die schönen Zustände. Gegenwärtig steht er im Abglanz von einem schönen Gesuchten; verläugnet z.B. was er in der Utopia gemacht, er würde es heute nicht mehr oder anders tun. Ich, sagt er in demütiger Stunde, sei der Klassiker unter ihnen, er bewege sich jezt auch dahin. Auf Umwegen höre ich auch andres: Klee u ich seien Manieristen und Individualisten; er fordere das Unpersönliche. Jezt steht Bauen und der Inbegriff: "die Wohnmaschine" im Vordergrund. Das Bhs will auf dem Siedlungsgelände Häuser bauen resp. "gießen"; typisiert doch möglichste Wahrung der individuellen Wünsche - doch das muß ich das nächste mal schreiben Auf das Politische freue ich mich, obwol ich kaum weiß was vorgeht. O. hätte ich etwas von Ihrer Amdener Ruhe u Beschaulichkeit. Ihrem Bruder bin ich längst Nachricht schuldig. Er wünschte begreiflicherweise noch das [...] der Engel. Er war vergriffen. Ich muß anfragen ob es wieder zu haben ist. Sie kennen meine (ca 30) Federzeichnungen Tuschzeichnungen nicht die sind ein wesentlicher Bestandteil und werden von manchen höher geschätzt als die Bilder. Vielleicht schick ich 2 Lithos, diejenigen der Mappe. Bald mehr! Herzlichst u den Augen alles Gute Ihr Oskar Schlemmer und Frau u Tochter auch Bruder u Neffe.

Text

Haben Sie Fragen oder Informationen zu diesem Objekt?

Kontaktieren Sie uns