Worum es geht
Herkules musste mit seiner Frau, der Königstochter Deianeira, einen Fluss überqueren. Der Kentaur Nessos bot sich an, die junge Frau trockenen Fußes über das Wasser bringen, begehrte sie aber derart, dass er mit ihr floh. Der Held schoss daraufhin mit einer seiner tödlichen, vom Blut der Hydra vergifteten Pfeile auf Nessos und tötete ihn. Die Episode wird später tragisch für Herkules enden, denn der sterbende Kentaur überredete Deianeira, etwas von seinem Blut aufzubewahren, um, falls der Gatte sich einer anderen zuwende, sein Gewand damit zu tränken. Als Herkules die Augen nicht von der schönen Iole lassen kann, sendete ihm die Eifersüchtige das Gewand, das ihm so unendliche Qualen auferlegt, dass er einen Scheiterhaufen errichtet und sich von seinem Freund Philoktet lebend verbrennen lässt. Eine variierende Vorstudie zu der Komposition ist in einer Zeichnung von François Verdier in Washington überliefert (Inv. Nr. 2006.35.1; Washington 2009, Nr. 30; The Rape of Deianira (nga.gov) . Während Letztere in die 1670er Jahre datiert wird, ist eine spätere Entstehungszeit für das Stuttgarter Blatt um 1710 anzusetzen, da es aus einer Folge von insgesamt sechs Zeichnungen mit Taten des Herkules und weiteren Ereignissen aus dessen Leben in der Staatsgalerie stammt, die auf die Sammlung des württembergischen Hofmalers Nicolas Guibal (1725-1784) zurückgehen (Inv. Nr. C 3972-3977; Stuttgart 1785, Nr. 271: »François Verdier. Six desseins sous le meme Numero«). Die Zweckbestimmung der seitlichen Anstückungen in fünf der Blätter, auf denen die Komposition z.T. weiter gezeichnet ist, bleibt unklar, doch finden sich solche beispielsweise auch in Wien (Inv. Nr. 11840-11853; Heinz Widauer: Die französischen Zeichnungen der Albertina. Vom Barock bis zum beginnenden Rokoko, Wien u.a. 2004, Nr. F 898-899) sowie in Oxford (Inv. Nr. 1863.51-68; Jon Whiteley: Ashmolean Museum. Catalogue of the Collection of Drawings, Bd. 7, French School, Oxford und New York 2000, Nr. 485-501).
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