Worum es geht
Der um 1497 entstandene Kupferstich Der junge Bauer und seine Frau gehört zu einer losen Folge von Blättern Albrecht Dürers, die ungleiche Paare zeigen. Vor einem kaum definierten Hintergrund ist ein junger Bauer dargestellt, der sich, vielleicht alkoholisiert, seiner Frau wild gestikulierend, mit zerzausten Haaren und einem fast fratzenhaft wirkenden derben Gesichtsausdruck zuwendet. In Gestik und Mimik steht die Frau in krassem Gegensatz hierzu und kommuniziert Reserviertheit und Strenge. Ihr mit einer Schleppe versehenes Gewand und ihr kunstvoll geflochtenes und mit Bändern durchsetztes Haar bringen den Versuch zum Ausdruck, sich als einer höheren gesellschaftlichen Schicht angehörend zu präsentieren. Solch eine Konstellation ist ein seit dem 15. Jahrhundert gängiges Motiv der Bauernsatire. Doch Dürers Interesse gilt in seinen Bauerndarstellungen nicht der Vorführung oder dem Spott, sondern der möglichst naturalistischen und detailreichen Wiedergabe von Physiognomie und Kleidung sowie der Binnendynamik von Figurengruppen. So ist auch die Frage nach der Bedeutung der dargestellten Szene (derbes Liebeswerben, Aufforderung zum Tanz, etc.), die noch immer umstritten ist, nicht vorrangig. [PSc] Ausstellung: »Albrecht Dürer und Lucas van Leyden. Kunst und Leben um 1500«, 2015/16
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