Worum es geht
Johann Gotthard Müller war zunächst Schüler an der Hohen Carlsschule in Stuttgart und ging 1770 nach Paris zu Johann Georg Wille (1715-1808), einem bedeutenden Lehrer der reproduzierenden Kupferstichkunst. Am Ende seiner Zeit in Paris gab Müller das Porträt seines Lehrer nach einem Gemälde von Jean Baptiste Greuze wieder, das Wille gehörte. Letzterer erscheint, ohne Attribute des Künstlers, als Brustbild in einem Rahmen. Mit äußerst sorgfältiger Strichführung sind im Abbild dieser Persönlichkeit die Gesichtszüge und die Stofflichkeit der Brokatweste herausgearbeitet. Dieses Exemplar ist ein Probedruck noch vor der Schrift. Nach der Rückkehr wurde Müller als Professor und Leiter des »Kupferstecherei-Instituts« an der Hohen Carlsschule selbst Lehrer zahlreicher Kupferstecher. Der Enkel des am Kupferstecherei-Institut der Hohen Carlsschule in Stuttgart tätigen Johann Gotthard Müller (1747-1830), Karl Friedrich Johann von Müller (1813-1881), vermachte 1877 dem Kupferstichkabinett seine bedeutende Sammlung: »Seine Anhänglichkeit an die schwäbische Heimat hat der Meister damit bewährt, daß er auf den 6. März 1877, den Geburtstag des Königs, die in seinem Besitze befindlichen Handzeichnungen seines Vaters und Großvaters, neunzehn Nummern, dem k. Kupferstichkabinet in Stuttgart zum Geschenk machte, wo sie seit 1881 als Müller-Kabinett besonders ausgestellt sind.« Besondere Auflage dieser Schenkung war, dass die 19 Zeichnungen »in einem eigenen Lokale im Museum der bildenden Künste aufgestellt werden, und dieses Lokal für alle Zeiten den Namen ›Cabinet Müller‹ erhalten soll.« 1882 erschien das »Verzeichnis der Handzeichnungen und Kupferstiche des Cabinet Müller im K. Museum der bildenden Künste in Stuttgart.« Aus Karl Friedrich Johann von Müllers Vermächtnis 1881 kamen zudem 400 Zeichnungen von seiner Hand in die Sammlung. 1937 vermachte seine Tochter Margarete dem Kupferstichkabinett weitere Blätter der Künstlerfamilie Müller. Dies wurde in der Ausstellung »Drei Generationen Müller (Johann Gotthard, Friedrich, Karl) Vermächtnis an die Staatsgalerie« [18.2.-15.5.1938] gewürdigt. Das »Cabinet Müller« blieb eine ständige Einrichtung im Museum und zog 1930 auch ins ehemalige Kronprinzenpalais um. Aus konservatorischen Gründen wurde es nach der Rückkehr der Graphischen Sammlung in die Alte Staatsgalerie nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr dauerhaft ausgestellt. [HMK]
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