Worum es geht
Konzentriert sitzt der Heilige Hieronymus (347-420) in einer holzgetäfelten Stube bei der Übersetzung der Bibel in die lateinische Sprache. Aufgrund dieser epochalen Leistung (Vulgata) wurde er als Kirchenvater und Vorbild für die Gelehrten verehrt. Hinter ihm an der Wand hängen sein Kardinalshut und weitere Gegenstände; im Vordergrund liegen ein schlafender Hund und ein dösender Löwe. Der Legende nach soll Hieronymus dem Löwen einen Dorn aus der Pfote gezogen haben, worauf das Raubtier friedlich zu seinem Begleiter wurden. Die zahlreichen Details, darunter Kissen, ein Totenkopf und ein Kürbis, der oben am Balken hängt, geben Anlass zu verschiedenen Interpretationen. Alle sind minutiös und virtuos durchgeführt, vom Fell der Tiere bis zu Holzmaserung der Decke in dem exakt zentralperspektivisch konstruierten Raum. Das Bild zählt mit der »Melancholie« (Inv.Nr. A 1967/GVL 199) und »Ritter, Tod und Teufel« (A 1909/GL 3) zu Dürers berühmten drei »Meisterstichen«, die verschiedene Aspekte des geistigen, schöpferischen und weltlichen Lebens zum Thema haben. Der Titel »im Gehäus« setzt das Bild von der anderen verbreiteten Darstellung des büßenden Heiligen Hieronymus in der Wildnis ab (Inv.Nr. A 3395, A 3397, A 3648). Eine besondere Qualität dieses Kupferstichs liegt in der Darstellung des Lichts und seiner Reflektion auf den Fensterlaibungen und Gegenständen im Raum. Dies regte noch Rembrandt zu einer eigenen Version an (Inv.Nr. A 10961). [HMK]
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