catalogue incomplète d'exposition complète de luang-prabang

Schachtel-Edition der artists press, Bern 1976, Expl. 4/25. - Unter den Künstlern, die seit den 1950er Jahren bestrebt waren, die Kunst mit dem Leben zu verbinden, nimmt herman de vries eine Vorrangstellung ein. Für ihn, den ausgebildeten Botaniker, sind Kunst und Wirklichkeit, Kunst und Natur eins. Diese setzt sich mit allen Zufälligkeiten und Veränderungsprozessen selbst ins Werk, ganz konkret und unmittelbar und bedarf keiner Interpretation. Der Gestaltungsanteil des Künstlers am Werk beschränkt sich darauf, einen bestimmten Ausschnitt von Welt als pars pro toto ins Bewusstsein zu heben - mithilfe von Realien oder fotografischen und zeichnerischen Dokumentationen. 1975 verwandelte herman de vries mittels eines (auch in Inv.-Nr. AS 2016/3241 enthaltenen) Plakates die Kleinstadt Luang-Prabang im Norden von Laos in eine permanente, allzeit geöffnete »exposition complète«; sie enthält schlichtweg alles, was sich in ihr und ihrer Umgebung befindet, ob lebend oder tot. »all« ist ein Leitwort für de vries, das wie ein Mantra sein gesamtes Werk durchklingt. Als »poesie actuelle« apostrophiert, exemplifiziert die konzeptuell-reelle Ausstellung sein »all« aufs Konsequenteste. Die Schachteledition mit 35 Schwarzweißfotografien und dem Ausstellungsplakat bildet einen »unvollständigen Katalog« der »vollständigen Ausstellung«. Die Fotos versteht de vries als eine Zufallssammlung seiner „visual chances“ am 18. Januar 1975. Sie sind Dokumente von etwas Vergangenem wie Katalysator unendlicher Rezeptionsprozesse in der Gegenwart.