Worum es geht
Aus Max Beckmann: »Apokalypse« (vgl. Inv. Nr. A 2008/GVL 1206): Entgegen dem Text zeigt Beckmann weder das Gericht noch die Verdammnis selbst, sondern nur übergroß im Hintergrund das leuchtend gelbliche Antlitz des Richters Christus, der den Betrachter anblickt. Er ähnelt römischen Herrscherbildnissen und die Dornenkrone mit ihren seltsamen blätterartigen Zacken gemahnt eher an einen Lorbeerkranz, denn an einen Schmerzensmann. Davor erscheinen unten aus einer Art geöffneter Bodenplatte wie aus einer Fallgrube heraustretend die Enthaupteten mit ihren im Orantengestus Christus entgegengehaltenen Händen sowie darüber weitere im Gleichschritt marschierende und jeweils beide Arme wie zum Gruß empor streckende Gestalten, wobei die Figur mit dunklen Gliedmaßen und eine weitere, komplett in Blau getauchte auffallen. Sie könnten die Märtyrer in Leichentuchkapuzen sein, wie sie auch in der unvollendeten »Auferstehung« in der Staatsgalerie zu sehen sind - einer Auferstehung ohne Hoffnung, in deren Mittelpunkt die verfinsterte Sonne steht, und die ihre Parallele findet in Jean Pauls »Rede des toten Christus vom Himmel herab, daß kein Gott sei«. Die grüßenden Arme, verschleiert in der Verdoppelung, könnten aber auch eine andere Deutung zulassen: Vielleicht meint Beckmann hier doch einen Zug blinder Fanatiker mit dem Nazigruß, deren Opfer die Enthaupteten sind, denn sie laufen am Antlitz Christi vorbei und grüßen offenbar in die Richtung einer anderen, falschen Leitfigur rechts außerhalb des Bildfeldes. Immerhin berichtet das zwanzigste Kapitel der Offenbarung vom »Tausendjährigen Reich«: »... diese lebten und regierten mit Christo tausend jahre.«
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