VR Brille aufsetzen und los geht’s. In unserer VR Experience »Art Hunters « hast Du 20 Minuten Zeit nachzuweisen, dass Max Beckmanns »Selbstbildnis mit rotem Schal« legal im Besitz der Staatsgalerie ist. Aber warum muss das überhaupt nachgewiesen werden? Was hat das mit unserer deutschen Geschichte zu tun? Und wie soll sich das schon nachweisen lassen, wem ein Gemälde gehört und wem nicht? Unser virtueller Archivar wartet im Depot schon auf dich. Er wird dir alle Fragen beantworten und dir helfen, die Lösung zu finden.
Der Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 20 Jahre ist Dank der L-Bank frei.
Du willst schon zuhause spielen? Art Hunters kannst du hier direkt online spielen! Das ist natürlich nur der halbe Spaß, aber dennoch spannend.
Abstrakt oder Konkret, Grün oder Blau oder doch lieber eine bestimmte Epoche? Du weißt nicht so genau, wo Du in unserer großen Sammlungspräsentation die Kunst findest, die dir gefällt? »K_AI« hilft dir gerne. Dabei entscheidest Du, ob K_AI dir Fragen stellt oder dir eine Auswahl an Vergleichspaaren zeigt. Sobald du sie mit deinen Antworten und deiner Auswahl gefüttert hast, beginnt sie mit der Verknüpfung der neuronalen Netze der Künstlichen Intelligenz mit unserer Sammlung Digital. Und è Voilà – bekommst du deine Lieblingskunst!
K_AI hilft dir online dein Lieblingswerk zu finden!
Mit dieser offenen Frage startete vor zwei Jahren das Projekt ARTIFICATION an der Staatsgalerie, das in Kooperation mit der Hochschule der Medien und dem FZI Forschungszentrum Informatik Ideen für spielerische Digitalprojekte zu Kunst und Forschung entwickelte, die nun unter dem Titel »Raum 14« in die Sammlungspräsentation eingebunden werden und auch online zuhause spielbar sind. ARTIFICATION ist gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg im Rahmen von »Digitale Wege ins Museum II«.
Die Geschichte der VR Experience zum verlorenen Beckmann ist fiktiv. Zugleich aber ist sie ein Beispiel aus der Forschungsarbeit zur Provenienz. Was aber ist Provenienzforschung? Provenienz bedeutet Herkunft und die Forschung zur Provenienz in Museen beschäftigt sich mit der Herkunft von Kunstwerken. Dabei geht es vor allem um die Erforschung der Kunstwerke, die vor dem Jahr 1945 entstanden und nach 1933 in unsere Sammlung gelangt sind. Systematisch überprüfen wir, ob sich in unseren Beständen »NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut« befindet. Darunter sind Objekte zu verstehen, die in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) den rechtmäßigen Eigentümern durch Beschlagnahmung entzogen wurden, oder von ihnen unter Zwang verkauft werden mussten. In Bezug auf solche Werke haben sich die Museen verpflichtet, mit den Erbinnen und Erben gerechte und faire Lösungen zu finden.
Unsere Sammlung umfasst Kunstwerke von der Malerei über die Skulptur bis zur Medienkunst vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Die auf den 12.000 qm Ausstellungsfläche gezeigten Werke sind dabei nur eine Auswahl der Sammlung. Die online verfügbare Sammlung Digital hat den Anspruch, den gesamten Bestand an Werken öffentlich zugänglich zu machen. Das ist eine jahrelange Arbeit, in der wir die Kunstwerke kontinuierlich erforschen und digitalisieren. K_AI ist ein Experiment zu der Frage, wie wir unseren großen Forschungsbestand an Daten so nutzen können, dass er auch für die Besucherinnen und Besucher einen Mehrwert bietet.
Vor allem steckt viel kreative Leidenschaft, Teamspirit und Mut für Neues dahinter – für uns selbst, wie auch für unsere Museums-Kunden. Carolin Wedler, Julian Hölgert und Michael Gödde kreieren seit 2017 virtuelle Kunsterfahrungen zusammen mit einem großartigen Team aus Programmierern, Artists und Designern. Dabei kommt jeder von uns aus einer anderen Richtung: Von Marketing und Kommunikation über digitale Produktionen bis hin zur akademischen Computerspielforschung. Unser Ziel ist aber das gleiche: Gemeinsam mit Museen innovative und partizipative VR Experiences entwickeln!
Natürlich sind wir vorbereitet in den Auftrag gegangen und die Provenienzforschung war uns im allgemeinen ein Begriff, im Rahmen unserer Arbeit mit der Staatsgalerie haben wir über dieses Thema jedoch unheimlich viel dazugelernt. Unser Team konnte einmalige Einblicke in die regelrechte Detektivarbeit auf diesem Gebiet zur beschlagnahmten, “entarteten” Kunst gewinnen. All diese historischen Dokumente hat man auch nicht alle Tage so vor sich auf dem Tisch liegen!
Sich während der Konzeptphase in ein neues Thema einzuarbeiten bringt immer den Vorteil, dass man es mit frischen Augen betrachtet und sich zu Beginn die gleichen Fragen stellt, die sich auch die Besucher stellen werden. So ist es möglich, die spannendsten Fakten herauszufiltern und in eine unterhaltsame Geschichte zu verpacken. Hervorzuheben ist die tolle Teamarbeit und gute Kommunikation zwischen der Staatsgalerie und uns – dies ist immer immens wichtig bei solchen Projekten, die über mehrere Monate laufen.
Die Menge an Material - Dokumente, Akten, Bilder - zum Thema NS-Kunst und ihrer Beschlagnahmungen nimmt unglaubliche Ausmaße an. Eine gute Balance zwischen Informationsgehalt und Spielspaß zu schaffen ist dabei immer die Herausforderung. Man muss Entscheidungen treffen, sich auf prägnante Inhalte konzentrieren, auch wenn man am liebsten alles zeigen würde. Ziel einer spannenden Experience ist schließlich in erster Linie, einen Anreiz zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema zu schaffen. Die Aufgabe der Staatsgalerie an uns war es, das nicht ganz leichte Thema vor allem für Jugendliche und junge Menschen aufzubereiten und ihr Interesse zu gewinnen über diesen relativ neuen Kommunikationskanal Virtual Reality. Hier steht der Museumsbesucher immer im Zentrum unserer so genannten Experiences, an dessen Begeisterung wir auch unseren eigenen Erfolg messen. Hier haben wir zahlreiche Nutzer-Tests einzelner Szenen durchgeführt (teils mit erstaunlichen Ergebnissen), um die Nutzererfahrung für den Museumsbesucher immer weiter zu verbessern.
Sehr vieles. Vor allem sticht für uns bei diesem Projekt heraus, dass es tatsächlich möglich ist, aus einem vermeintlich eher trockenen Thema eine spannende Geschichte für den Nutzer zu stricken. Im Zentrum des kreativen Schaffensprozesses steht für uns die Idee, das Team und der Endnutzer. Wie genau der Endnutzer, beziehungsweise Museumsbesucher, begeistert werden kann, muss jedoch jedes Mal neu herausgearbeitet werden, so auch hier. Die Technik spielt erst einmal eine untergeordnete Rolle, bietet hier jedoch für die Staatsgalerie-Besucher die Möglichkeit, vom passiven Betrachter zum aktiven Mittelpunkt der Kunsterfahrung zu werden. Die Begegnung mit dem Thema Provenienzforschung wird so zum unmittelbaren Erlebnis.
In Kooperation mit
Gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg