Über 700 Jahre Kunstgeschichte können Sie in unserer Sammlung entdecken, darunter viele Meisterwerke und eine international herausragende Sammlung zur Kunst der Moderne. Werke der Alten Meister von Ratgeb über Memling, italienische Kunst von Tiepolo bis Vasari, Werke der Klassischen Moderne wie die Pferde von Marc und Schlemmers Triaden, bis zu zeitgenössischen Arbeiten von Kienholz und Probst – diese Highlights stellen Ihnen unsere Kuratorinnen in der neuen Filmreihe vor.
Im ersten Film unserer Filmreihe präsentiert Dr. Alessandra Nappo unsere Sammlung der Zeitgenössischen Kunst. Diese ist aktuell unter dem Titel »Angespannte Zustände« bei uns ausgestellt und wartet auf die Rückkehr der Besucherinnen und Besucher. Bis dahin erhalten Sie in dem Film erste Einblicke.
»Im Vergleich zu anderen Kunstepochen zeichnet sich »Zeitgenössische Kunst« durch eine große Vielfalt an Ausdrucksformen aus. Seit den 1960er-Jahren haben sich Performance, Happening und Fluxus als Formen der Aktionskunst etabliert. Es handelt sich um flüchtige Formen, bei denen der Körper der Künstler zum zentralen Bestandteil des Werks wird. In den 1960er- und 1970er-Jahren experimentieren Künstlerinnen und Künstler mit fotografischen Techniken, zum Teil als Reaktion auf die abstrakte Malerei und in einer Zeit, in der die Aktion von großer Brisanz war. Als weitere mediale Erweiterung dieser Zeit ist die Entstehung von Videos zu nennen, für die Nam June Paik als Pionier gilt. Im Laufe der Zeit haben sich die künstlerischen Formen so vermischt, dass es heute manchmal schwer zu definieren ist, mit welchem Medium eine Künstlerin oder ein Künstler arbeitet: Es handelt sich oft um multimediale Werke oder raumgreifende Installationen, die Skulptur, Video, Fotografie und andere Medien umfassen.«
»Nicht nur die Kunstformen, sondern auch die Themen seit den 1960er-Jahren zeichnen sich durch eine große Vielfältigkeit aus. Allerdings kann man eine sozialkritische Perspektive als roten Faden erkennen. Mehrere künstlerische Positionen seit den 1960er- und 1970er- Jahren wie Edward Kienholz, Yoko Ono, Jürgen Klauke oder Katharina Sieverding – um nur einige in der Sammlung zu nennen – beschäftigen sich mit gesellschaftlich brisanten Themen, die uns heute immer noch umtreiben: Soziale Ungerechtigkeit, Rassismus, Gewalt, Ausgrenzung, sexuelle Identität, Naturausbeutung.«
»Da ich in den letzten Monaten mit der neuen Sammlungspräsentation »Angespannte Zustände« intensiv beschäftigt war, würde ich ein in dieser Präsentation ausgestelltes Werk nennen: die »Torsione« (Drehung) von Giovanni Anselmo. Das Entstehungsdatum der Plastik (1968) macht sie zu einer Inkunabel der italienischen »Arte Povera«. In dem Werk ist die Spannung im Material eingefangen: Die mit einem Ring an der Wand befestigten Flanellstoffbahnen wurden durch die Kraft mehrerer Personen solange gedreht, bis sie keine weitere Verwindung mehr zulassen. Die aufgewendete Energie wird im Objekt gespeichert und regelrecht spürbar. Wir können so erahnen, wie viel Anstrengung und gemeinsame Kraft nötig ist, um einen Zustand grundlegend zu verändern. Jeden Moment könnte sich der Stoff jedoch abwickeln und sich die Spannung entladen.«
In diesem Film stellt Dr. Ina Conzen unsere international renommierte Sammlung der Klassischen Moderne vor mit Werken von u. a. Picasso, Gris, Marc und Schlemmer.
»Als Klassische Moderne bezeichnet man in der bildenden Kunst jene avantgardistischen Stilrichtungen, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden und mit den Normen der traditionellen akademischen Kunst und Lehre brachen. Sie hatten Vorläufer, wie etwa die Impressionisten oder Gauguin, und entstanden in rascher Folge, oft parallel zueinander. Künstler wie Edvard Munch oder Ernst Ludwig Kirchner schrieben den »unverfälschten Ausdruck« auf ihre Fahnen. Und natürlich wurde ihre psychisch aufgeladene Farb- und Formensprache zunächst sehr kritisiert, man empfand sie als skizzenhaft und roh, damit als unprofessionell.«
»Für viele Künstler, ganz ergreifend für Egon Schiele, wird der menschliche Körper zu einem Spiegelbild der Seele. Andere, wie Picasso und die Kubisten zerlegten sehr viel rationaler, dabei nicht weniger revolutionär, den Gegenstand. In den 1920er Jahren treten besonders in Deutschland sozialkritische Themen in den Vordergrund, während man am Bauhaus durch eine Zusammenführung von Kunst und Produktion einen reformierten »neuen Bau der Zukunft« anstrebt. Daneben gibt es die magisch aufgeladenen Bildwelten der Surrealisten und besonders während des Krieges Picassos aufwühlende Werke. Die Kunst dieser Epoche ist ungemein vielschichtig – und nach dem Zweiten Weltkrieg galt es dann zu beweisen, dass Kunst nach dem globalen Entsetzen überhaupt noch möglich ist. Es gab in vielen Ländern spannende abstrakte Strömungen, gegen die sich dann Ende der 1950er Jahre mit Pop Art, Happening, Fluxus wieder »demokratischere«, der d.h. der Alltagswelt nahe Positionen formierten.«
»EIN Lieblingswerk in dem Sinne habe ich nicht, es gibt zu viele.«
Hier finden Sie eine Auswahl der Lieblingsstücke von Dr. Ina Conzen.
In diesem Film nimmt die Kuratorin Dr. Christine Seidel Sie mit in unsere Sammlung der Italienischen Malerei, u.a. mit Vasaris Toilette der Venus, einem Hauptwerk aus Florenz, und Tiepolo, dem besten Maler Venedigs.
»Ein großes Thema italienischer Kunst ist die Religion, das hängt mit dem Entstehungskontext vieler Werke zusammen. Daneben gibt es einen ganzen Bereich von neuen Themen, die sich erst entwickeln, wie etwas das Porträt, die Darstellung des Menschen in seiner Zeit. Ein weiteres großes Thema ist die Darstellung von Geschichten – historisch oder mythologisch –, die immer mit dem Konkreten und dem Fantastischen, dem Realen und dem Vorstellbaren, spielt und darin auch Grenzen überschreitet.«
»Emotion! Unabhängig von den Themen ist das beeindruckende dabei, dass eine erst einmal mimetisch wirkende Kunst auf den zweiten Blick durch Farbe, Linie und Form die Illusion von Wirklichkeit kreiert, die uns in ihren Bann zieht.«
»In der Sammlung werden rund 108 Gemälde präsentiert, etwa 30 weitere als Teil der Barockgalerie in Ludwigsburg. Es ist immer aufs Neue faszinierend, wie vielfältig die Sammlung ist und wie sich auch der eigene Blick darauf ständig ändert. Gerade gefällt mir Luca Giordanos Selbstporträt besonders, faszinierend, wie ein Blick über 300 Jahre später noch so lebendig sein kann.«
In diesem Film zeigt Ihnen die Kuratorin Dr. Sandra-Kristin Diefenthaler die Werke der Alten Meister in unserer Sammlung der Altdeutschen und Niederländischen Kunst, wie Bathseba im Bade und den Herrenberger Altar.
»Im Bereich »Altdeutsche Malerei« sind überwiegend religiöse Themen zu sehen, da hier Altäre aus der vorreformatorischen Zeit den Sammlungsschwerpunkt bilden. Landschaften, Stillleben und Porträts sind dann vor allem im Bereich der »Niederländischen Malerei« ab ca. 1600 vertreten; sodass wir alle Gattungen der Malerei zeigen können.«
»Durchweg charakteristisch für die Abteilung »Altdeutsche und Niederländische Malerei« sind die Vielzahl an versteckten Symbolen, die es für die Betrachter zu entschlüsseln gilt – Pflanzen, Tiere und Farben haben eine tiefere Bedeutung und sind nicht zufällig ins Bild gesetzt, sondern unterstreichen den Bildinhalt der Altarbilder, Stillleben und Porträts.«
»Wenn man mich nach meinen Lieblingswerken in der Sammlung fragt, dann komme ich mich wie eine Verräterin vor. Deshalb zunächst: Es gibt kein Werk, das ich nicht mag. Dennoch gibt es Werke, die aus verschiedenen Gründen zu meinen Highlights zählen, vier verrate ich: Hans Memlings „Bathseba im Bade«, Christoph Ambergers »Georg Hörmann«, Hans von Aachens »Allegorie« und David de Heems »Stillleben mit Nautiluspokal«.«