Die Staatsgalerie Stuttgart zeigt anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Landes Baden-Württemberg eine Auswahl von 80 Hauptwerken der schwäbischen Malerei aus eigenen Beständen, die zum Teil seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr ausgestellt waren, oder als Dauerleihgabe erst zu dieser Ausstellung zurückkehren.
Die Erkundung von Württemberg, des Landes und seiner Bewohner, vollzog sich im 19. Jahrhundert parallel zur Anerkennung landestypischer Besonderheiten und Eigenarten. Das junge Königreich (seit 1806) vergibt landesbezogene Aufträge, um seinen Nationalcharakter hervorzuheben.
Die Maler entdecken Land und Leute dabei in der neuen Betrachtungsweise der Romantik und des Realismus. Im Jahr 1828 brach der Kunstschulprofessor Steinkopf mit dem klassizistischen Vedutenstil und zeigte königliche Schlösser eingebettet in ein Land, dessen Schönheit auch von den Dichtern bemerkt und gefeiert wurde. In Kooperation mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach werden deshalb die Verbindungen zur Literatur der Zeit aufgezeigt.
Obwohl noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Kunststudenten nach München abwanderten (Bauerle, Braith, Ebert, Grünenwald, Mali, Schüz), schöpften sie bei der Motivwahl oft aus der Heimat. Württemberg wurde erwandert, skizziert, gemalt. Seine Bewohner, Schwaben und Franken, wurden - auch als »Originale« - porträtiert. Die Porträtkunst in Württemberg nimmt daher innerhalb der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts einen hohen Rang ein.
Württemberg wurde auch von kunstinteressierten Kreisen außerhalb des Landes wahrgenommen. Die Teilnahme der Maler an Ausstellungen, etwa der Weltausstellung 1867 in Paris und 1873 in Wien, machte auf das Land und seine Künstler aufmerksam. Neue Kunstströmungen, zum Beispiel die Pleinairmalerei und der Impressionismus, fanden ihren Widerhall in Werken von Künstlern wie Christian Landenberger oder Albert Kappis. Die Ausstellung präsentiert deshalb parallel zu den Hauptwerken der schwäbischen Maler auch bisher wenig bekannte Ölskizzen nach der Natur.
Die aus den Beständen der Staatsgalerie getroffene Werkauswahl setzt thematische Schwerpunkte und geht dem künstlerischen Prozess der Erfassung des Landesspezifischen nach. Zu den Besonderheiten zählen historische Motive wie die Geschichte der treuen Weiber von Weinsberg ebenso wie die humorvollen Schilderungen ländlicher Feste und Märkte.