Lange im Schatten von Fotografie und Video, reagiert die aktuelle Malerei auf diese Konfrontationen mit sinnlicher Lust an Farbe und Format, an Geste und Erzählung. Zur Auseinandersetzung mit den neuen Medien treten nun die digitalen Medien, die unsere visuellen Erfahrungen zunehmend bestimmen. Transformiert in neue Bildwelten, finden diese Eingang in die gegenwärtige Malerei. Expressive Traditionen werden von der jüngeren Generation selbstbewusst zitiert und mit einer eigenen, reflexiven und oftmals konträren »coolen« Haltung gekoppelt.
Die Ausstellung präsentiert Hauptwerke von Neo Rauch und Daniel Richter und damit zugleich die jüngsten Entwicklungen im Schaffen dieser international renommierten Maler. Mit Werkgruppen von Franz Ackermann, André Butzer, Michel Majerus und Gemälden von Eberhard Havekost enthält die Sammlung Scharpff weitere zentrale deutsche Positionen der aktuellen Malerei, die durch eine skulpturale Arbeit von Manfred Pernice ergänzt werden. Albert Oehlen, dessen Werke bereits in den 1980er Jahren die Sammelleidenschaft der Scharpffs weckten, war im permanenten Wechsel von Figuration und Abstraktion und seiner Auseinandersetzung mit computergenerierten bildnerischen Verfahren vorbildhaft für jene Generation jüngerer Maler.
Mit Beatriz Milhazes, die 2003 im brasilianischen Pavillon der Biennale von Venedig einen eindrucksvollen Auftritt hatte, den Briten Sarah Morris und Glenn Brown sowie dem Amerikaner Christopher Wool sind internationale, durchaus gegensätzliche Positionen der gegenwärtigen Malerei vertreten. Eine weitere Ergänzung bilden die Videoarbeiten des Briten Darren Almond. Der noch immer kontrovers diskutierte Amerikaner Jeff Koons, der bereits 1993 in der Staatsgalerie einen fulminanten Auftritt hatte, ist mit einem größeren Werkensemble in der Sammlung Scharpff präsent, aus dem diesmal eine Auswahl jüngster Arbeiten gezeigt wird.
Mit der Ausstellung dieser in ihrer Aktualität in Deutschland wohl einzigartigen Kollektion leistet die Staatsgalerie einen Beitrag zur aktuell geführten Diskussion über Malerei und ihre Überlebensfähigkeit im Zeitalter der Medien. Der Sammlung Scharpff wird dabei in ihrer Heimatstadt Stuttgart endlich ein angemessener Präsentationsrahmen geboten.
Zur Ausstellung erschien ein Katalog, herausgegeben in Kooperation mit der Hamburger Kunsthalle.