22.03.2003 – 11.01.2004

Graphikreihen der Weltkunst

Dürer - Rembrandt - Piranesi - Goya - Toulouse-Lautrec - Picasso - Barnett Newman

Dürer: Apokalypse, Marienleben und Kupferstich-Passion – 22.3. – 4.5.2003

Die erstmalig 1498 erschienene Apokalypse zählt nicht nur zu den graphischen Hauptwerken Albrecht Dürers (1471-1528), sondern zu den Meilensteinen der europäischen Kunstgeschichte überhaupt.

Bis heute ist Dürers Interpretation des biblischen Stoffes, die er in insgesamt sechzehn Holzschnitten entfaltet, unübertroffen geblieben. Neben diesem epochalen Werk werden mit dem Marienleben und der Kupferstich-Passion auch noch zwei weitere Graphikfolgen des Künstlers präsentiert, die die Breite von Dürers Erzählkunst und seine technische Meisterschaft veranschaulichen.

Alle drei Reihen sind in frühen, qualitätvollen Abzügen vertreten und belegen auch hierin den Rang der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart.

Rembrandt: Meisterradierungen – 6.5.–15.6.2003

Rembrandts Radierungen waren schon zu seinen Lebzeiten begehrte Sammlerobjekte. Die Graphische Sammlung besitzt ca. 200 Blätter, von denen 55 in der Ausstellung präsentiert werden. Diese lassen offenbar werden, welche neuen Möglichkeiten Rembrandt (1606-1669) der druckgraphischen Technik abgewann, die bahnbrechend waren für seine Zeit. In immer neuen Experimenten hat Rembrandt die ganze technische und künstlerische Bandbreite ausgeschöpft. So hat er sich auch zeitlebens immer wieder neu um eine angemessene bildliche Umsetzung verschiedenster Themen bemüht: biblische Darstellungen entstanden neben Portraits, Landschaften, Genreszenen etc.

Die Ausstellung der exquisitesten Blätter aus dem Bestand der Graphischen Sammlung ermöglicht einen Streifzug durch diese Vielfalt, der zugleich ebenso die stilistische Entwicklung Rembrandts widerspiegelt wie seine Art, unterschiedliche Papiersorten gezielt für die Optimierung der Aussagekraft seiner Drucke einzusetzen.

Piranesi: Carceri – 17.6.–27.7.2003

Die Graphische Sammlung besitzt neben der bekannteren zweiten Auflage der »Carceri« von 1761 auch deren seltene Erstedition von Giovanni Battista Piranesi (1720-1778) aus dem Jahre 1750: Von dieser Ausgabe sind nur noch 14 weitere Exemplare auf der ganzen Welt überliefert. Die Gegenüberstellung beider Versionen zeigt die verblüffende Veränderung und Dramatisierung der Darstellungen, bei denen man zuweilen kaum glauben mag, dass sie tatsächlich von ein und derselben Kupferplatte gedruckt wurden.

Stets als eine Art »Seitensprung« im über 1000 Radierungen umfassenden Oeuvre des großen Graphikers und als Synonyme für Schrecken, Gewalt und Hoffnungslosigkeit angesehen, wird nun ein anderer Blick auf die Kerker geworfen, da sie an entscheidenden positiven Wendepunkten in Piranesis von Anfang an programmatisch definierter Kunst stehen. Sieht man die Kerker vor diesem Hintergrund, so ist das Drama der Geschichte überwunden, das Gesetz hat über die Gewalt gesiegt.

Francisco de Goya: Caprichos – 28.07.–07.09. 2003

Die Caprichos gehören zu den größten Meisterwerken gesellschaftskritischer Kunst. Goya (1746–1828) veröffentlichte die Folge 1799 in der Auseinandersetzung zwischen der Aufklärung und den alten, von der Inquisition gestützten Machtverhältnissen in Spanien. Er rückte aktuelle Probleme in den Blick, von der Angstpädagogik über Armut, Sexualität und Prostitution bis zum überlebten Standesbewusstsein des Adels. In den Hexenszenen spiegeln sich Aberglaube, Laster und Machtmissbrauch.

In der neuen Technik der Aquatinta-Radierung gelang Goya eine dramatische Eindringlichkeit der Szenen. Die Ausstellung zeigt alle 80 Caprichos in der seltenen Erstausgabe mit ihrer besonderen Druckqualität.

Toulouse-Lautrec: Elles – 9.9.–19.10.2003

Mit der Mappe Elles schuf Henri Toulouse-Lautrec eine der bedeutendsten Graphikreihen an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Die elf Farblithographien weisen stilistisch und thematisch weit über das Fin de Siècle hinaus. Mit einmaliger Virtuosität schuf der Künstler mit dieser Mappe eine Hommage an die Frauen. Das vollständige, exzellent erhaltene Stuttgarter Exemplar der in einer Auflage von nur 100 Stück erschienenen Mappe gehört zu den absoluten Meisterwerken druckgraphischer Kunst.

Picasso: Le Taureau – 21.10.–30.11.2003

Anhand des von ihm stets geliebten und stetig verwendeten Motivs des Stiers erkundete Picasso ein formales, künstlerisches Problem: das der Serie und ihrer gestalterischen Möglichkeiten.

Die Reihe der elf Lithographien entstand zwischen dem 5. Dezember 1945 und dem 17. Januar 1946 und zeigt alle denkbaren Variationsmöglichkeiten der künstlerischen Darstellung, vom Naturalismus des ersten Blattes bis zur abstrakt-geometrischen Form des elften und letzen Zustandes, dessen »Primitivität« an steinzeitliche Höhlenmalereien erinnert.

Barnett Newman: Cantos – 2.12.–11.1.2004

Ähnlich wie in seinen Gemälden und Zeichnungen arbeitete Barnett Newman (1905 – 1970) in seiner Druckgraphik mit seinen eigenen künstlerischen Mitteln der monochromen Farbflächen und vertikalen Bänder. Das für ihn neue Instrument der Lithographie setzte Newman erstmals 1961 ein.

In den Jahren 1963 und 1964 erprobte er mit den achtzehn Farblithographien der Cantos die besonderen Möglichkeiten dieser Drucktechnik: Er brachte den Papierrand in immer neue, angemessene Verhältnisse zum gedruckten Bild und nutzte das Mittel der Farbmischung durch Überdrucken.

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