Ausgehend von dem 1874 in Argenteuil gemalten Bildnis der Staatsgalerie Stuttgart, »Der Maler Monet in seinem Atelier«, analysiert die Ausstellung die besondere Position des Künstlers innerhalb des Impressionismus.
Das Stuttgarter Gemälde, das eine vielschichtige Hommage an den Künstlerfreund und dessen Malerei des Augenblicks ist, wird umgeben von jenen Bildern Manets, die die erste Impression bzw. das die Figuren umhüllende Licht ins Zentrum stellen.
Gezeigt werden unter anderem die 1864 und 1869 in Boulogne und 1873 in Berck-sur-Mer entstandenen Meeres- und Strandbilder, einige der berühmten Figurenkompositionen der 1870er-Jahre, die stimmungsvollen Straßenszenen von 1878 sowie die leuchtenden, kurz vor dem Tod des Künstlers gemalten Gärten von Bellevue und Rueil.
Manets facettenreiches Oeuvre weist deutlich zwei unterschiedliche Schaffensphasen auf. Während der Künstler mit seinen eher dunkeltonigen und abrupte Tonwertkontraste aufweisenden Arbeiten der 1860er-Jahre vorwiegend in der Auseinandersetzung mit der Maltradition begriffen ist, hellt sich im nächsten Jahrzehnt die Palette auf und die Wirklichkeit wird direkt beobachtet. Wie beim »Flaneur« des Dichters Baudelaire wird das Vorübergehende des »modernen Lebens« erfaßt.
Hauptsächlich aufgrund dieser Bilder wurde Manet von Zeitgenossen als Vater des Impressionismus bezeichnet, war er doch mit den meisten der jüngeren Künstler eng befreundet.
Nachdem er es gewesen war, der sie zu einer neuen, freieren Malweise inspiriert hatte, bewunderte er nun deren vibrierende Freilichtmalerei, die man als wichtigstes Kennzeichen des Impressionismus bezeichnen darf.
Dass er dennoch an keiner ihrer acht Ausstellungen teilnahm, unterstreicht seine besondere Stellung innerhalb der Epoche. Nicht zuletzt war seine farbige Helligkeit immer von größerer Intensität, da er die impressionistische Technik der Komplementärkontraste nicht anwandte, und Zentrum seines künstlerischen Anliegens blieb die Erfassung der menschlichen Figur statt der atmosphärischen Landschaft.
Die Ausstellung veranschaulicht Manets eigenständigen Beitrag zum Impressionismus und erlaubt einen bisher einmaligen Vergleich mit Werken seiner Malerkollegen.