Das Informel (formlose Kunst, französisch Art Informel) entstand nach den traumatischen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs auf der Suche nach neuen bildnerischen Ausdrucksmöglichkeiten zunächst in Paris als Gegenbewegung zur geometrischen Abstraktion. Der Name wird als Sammelbegriff für verschiedene abstrakte Kunstströmungen verwendet (Tachismus, Lyrische Abstraktion, Art Brut etc.) und kennzeichnet das europäische Pendant zum amerikanischen Action Painting und Abstrakten Expressionismus.
Mit einer lyrisch-abstrahierenden oft graphisch (etwa von der Kalligraphie) inspirierten Gebärdensprache wird der Bildfindungsprozess zu einem Zusammenwirken der schöpferischen unbewussten Geste des Künstlers und einer absichtsvollen Handlung des Malens oder Zeichnens. Dabei geht es nicht um das chaotische Ausleben auf der Leinwand, wie etwa beim Action Painting, sondern um das von Emotion und Spontaneität geführte »Entstehenlassen« des Werkes. Die Suche wird zum Leitmotiv. Stetiger Wandel und Werden prägen den Entstehungsprozess auf der Suche nach dem Unbekannten. Emil Schumacher beispielsweise beschäftigte sich mit den sieben zentralen Themen Form, Linie, Farbe, Materie, Zerstörung, Raum und Natur, die er in den Aquatintablättern der Mappe »Ein Buch mit 7 Siegeln« aus dem Jahr 1972 eindrücklich vor Augen führt. Zum Begriff »Form« bemerkte er in einem Aphorismus: »Die Form, die das Leben zur Voraussetzung hat - die Form, die das Leben enthält - ist ›formlos‹ und doch Form.«
So weitläufig der Begriff Informel ist, so ist doch jeder der unter ihm subsumierten Künstler Individualist und, aufgrund seines persönlichen Umgangs mit der abstrakten Kunst, informeller Grenzgänger. Erfundene Zeichen, Farb-Rhythmen, unterschiedliche Materialien, die in die Farbe gemischt wurden – all das diente zum Ausdruck einer besonderen, einzelnen Künstlerindividualität, eines persönlichen Gefühls, das den Betrachter anziehen, ja sogar erschüttern sollte. Nicht um das bloße Bild geht es, sondern um das »Ereignis« des Schauens.