20.05. – 24.09.2006

Claude Monet

Effet de soleil - Felder im Frühling

1906 übernahm der Berliner Kunsthändler Paul Cassirer eine Verkaufausstellung von Werken Eduard Manets und Claude Monets von seinem Pariser Kollegen Paul Durand-Ruel und schickte sie auf eine Tournee durch mehrere deutsche Städte. Aus dieser Ausstellung erwarb der Stuttgarter Galerieverein Monets 1887 entstandenes Gemälde »Felder im Frühling«, eine kühne mäzenatische Tat, da dieses Werk in den zeitgenössischen Presseberichten bereits als »Getüpfel« und »Farbenstudie« abqualifiziert worden war.

Mit ihrer Ausstellung »Claude Monet: Effet de Soleil - Felder im Frühling« feiert die Staatsgalerie den einhundertsten Jahrestag der Erwerbung dieses Bildes, das mittlerweile als ein unumstrittenes Hauptwerk Claude Monets anerkannt ist. Sie nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, die Erwerbungsgeschichte dieses Bildes und seine Maltechnik eingehend zu erforschen. Zudem bietet sie anhand einer Auswahl von 41 Gemälden Claude Monets einen Überblick über eines seiner wichtigsten Themen, die Darstellung von Feldern und Wiesen. »Felder im Frühling« entstand im Sommer 1887 in Giverny, in einer Phase der Loslösung Monets vom Impressionismus der 1870er Jahre. In dieser Zeit experimentierte der Künstler intensiv mit den Möglichkeiten des klassischen Staffeleibildes, mit Formaten und Maltechniken, vor allem aber mit der Komposition seiner Landschaften. Die Ordnung der Bildfläche, ihre Gliederung durch strenge Horizontalen und Vertikalen und damit die Betonung des Bildes als eigenständiges optisches Ereignis neben der dargestellten Natur sind bis zu den Serienbildern der 1890er Jahre die wesentlichen Merkmale von Monets Malerei.

Ausgehend von dem Bild »Felder im Frühling« will die Ausstellung zeigen, dass Monet schon seit seinen impressionistischen Anfängen in den 1870er Jahren ein Systematiker des Bildes war, der neue, für sich genommen höcht abstrakte Bildzeichen und Farbformen erfand, mit denen er die Suggestion eines »Live-Erlebnisses« von Licht und Atmosphäre im Moment der Betrachtung zu erzeugen vermochte. Die Auswahl kulminiert in den seriellen Darstellungen, in denen das landschaftlich eher spröde Umland von Argenteuil mit seinen Feldern, Wiesen und Pappelgalerien in eine Reihe von Farbpoesien verwandelt wird.

Bei seiner ersten öffentlichen Präsentation 1889 wurde das Stuttgarter Bild unter dem Titel »Sous les Peupliers – Effet de Soleil « (»Unter den Pappeln bei Sonnenlicht«) ausgestellt, unter dem Oberbegriff »Essais de Figure« (»Figurenstudien«). Diese Bezeichnung verweist auf die zentrale Rolle der Figuren in Monets Landschaften. Unter dem Einfluss von Edouard Manet hatte er seine Staffagefiguren – zumeist elegante Städterinnen mit Sonnenschirmen in Begleitung kleiner Kinder – zu regelrechten Identifikationsfiguren für die Betrachter seiner höchst kunstvollen Kompositionen entwickelt. Monet wollte die Figur als Teil der Landschaft erlebbar machen. Diese zunehmende »Verlandschaftung« des Figurenbildes, die schließlich Ende der 1880er Jahre zum gänzlichen Verschwinden der Figur im Werk Monets führt, veranschaulicht die Ausstellung anhand einer Reihe von Gemälden, darunter die berühmte »Freilichtstudie, nach rechts gewandt« (»Essai de figure, vers la droite«), die in unserer Ausstellung erstmals außerhalb des Musée d’Orsay gezeigt wird. Bereits Monets Zeitgenossen hatten erkannt, dass die Faszinationskraft von Monets Kunst auf ihrer besonderen Verwandlung des Naturvorbildes in poetische Malerei und nicht etwa auf ihrer besonderen, quasi fotografischen Naturtreue beruht. So schreibt der Maler Paul Signac 1894 über den bewunderten älteren Kollegen: »Aber nein, Monsieur Monet, Sie sind kein Naturalist. […] In der Natur sind die Bäume nicht blau, die Menschen nicht violett, und Ihr großer Verdienst ist es, sie ebenso gemalt zu haben, wie Sie sie wahrnehmen, aus Liebe zur schönen Farbe, und nicht wie sie wirklich sind.«

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