In der Ausstellung sind die sieben sogenannten »Meisterstiche« zu sehen: »Grablegung Christi«, »Der auferstandene Christus zwischen den hll. Longinus und Andreas«, »Madonna mit Kind«, »Kampf der Seegötter« (linke und rechte Hälfte), »Bacchanal mit dem Weinfass« sowie »Bacchanal mit dem trunkenen Silen«. Diese werden dem Künstler überwiegend als eigenhändige Arbeiten zugeschrieben. Andere äußern die Vermutung, Mantegna habe lediglich die gezeichneten Vorlagen geliefert, die dann von seinen Mitarbeitern umgesetzt wurden. Vor allem die technische und qualitative Perfektion der sieben »Meisterstiche« sprechen weiterhin für eine Zuweisung an Mantegna selbst. Dem für seine Experimentierfreudigkeit bekannten Maler ist es durchaus zuzutrauen, dass er auch im zur damaligen Zeit noch relativ jungen Medium Druckgraphik die Vervielfältigung seiner Zeichnungen – zumindest in sieben Fällen – selbst in die Hand genommen hat. Und vielleicht dienten gerade diese Stiche zur Anleitung der anderen Kupferstecher, die Mantegna engagierte, um nach seinen Zeichnungen in seiner Manier zu stechen. Der Künstler betrieb in Italien die erste Kupferstecherwerkstatt in größerem Stil.
Neben den eigenhändigen Werken Mantegnas präsentiert die Ausstellung zudem drei druckgraphische Folgen nach seinen Gemälden und Fresken. Andrea Andreanis (1558/59–1629) Chiaroscuro-Holzschnitte von 1598/99 sowie die Kupferstiche von Robert van Audenaerde (1663–1743) aus dem Jahr 1692 entstanden nach Mantegnas Zyklus zum »Triumphzug Caesars«. Er schuf die neun Bilder zwischen 1486 und 1492 für Giovanni Francesco II. Gonzaga, Herzog von Mantua. Durch den Verkauf der Gonzaga-Sammlung 1629 kamen sie in den Besitz des englischen Königshauses und werden heute in Hampton Court aufbewahrt. Der besondere Reiz im Vergleich der beiden Graphik-Folgen liegt darin, dass Andreani die Bilder Mantegnas noch in Mantua gesehen hat, Audenaerde aber die Originale nicht kannte und seine Kupferstiche nach den Holzschnitten Andreanis kopierte.
Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung ist die Folge von fünf Radierungen von Giovanni David (1743–1790) mit der »Geschichte der hll. Jacobus d. Ä. und Christophorus« von 1776 nach den Fresken Mantegnas in der Ovetari-Kapelle der Kirche der Eremiten des hl. Augustinus in Padua. Die Kapelle wurde am 11. März 1944 zerstört, erhalten haben sich nur wenige der Fresken, die erst jüngst restauriert und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht wurden. Davids Folge liegt in der Stuttgarter Sammlung in drei Versionen vor: Neben dem ersten in Umrissradierungen und dem zweiten schraffierten Zustand, ist es vor allem ein dritter, von David handkolorierter Zustand, der einzigartig auf der Welt ist. Letzterer entstand für den Auftraggeber der Folge, den genuesischen Grafen Jacopo Durazzo (1717–1794). Aus dessen Sammlung, die am 19. November 1872 bei H. G. Gutekunst in Stuttgart verauktioniert wurde, konnten die Blätter, neben zahlreichen weiteren, vom damaligen Kustos des Königlichen Kupferstichkabinetts Stuttgart, Karl Ludwig Weisser, mit finanzieller Unterstützung durch Königin Olga erworben werden.
Zur Ausstellung ist ein Katalogheft (48 Seiten) erschienen.