08.11.2008 – 22.03.2009

Adolf Fleischmann zum 40. Todesjahr

Erinnerung an eine Stiftung

Die Blätter aus der Stiftung Elly Fleischmann bieten zusammen mit den elf weiteren Werken im Bestand der Graphischen Sammlung und vier Gemälden einen repräsentativen Überblick über sämtliche Schaffensperioden des Künstlers.

Besonders hervorzuheben ist die Vielseitigkeit Fleischmanns in der Kombination individueller Farbklänge und verschiedener rhythmischer Formgefüge, die seine Werke zu Aktionsräumen werden lassen. Mit seinen Werken ab 1950 gilt Adolf Fleischmann überwiegend als Pionier der »Cinétisme Optique« und Vorläufer der »Op-Art«. So formulierte er in einem Brief an einen Freund im April 1965 selbst: »Damals hatte ich keine Ahnung, daß ich einmal der Papa einer ganzen Bewegung werden würde.«

Und doch grenzen sich seine Werke gegenüber der »Op-Art« entschieden ab. Fleischmann hielt stets bedingungslos an der klassischen Malerei fest. Nie zielte er auf die Verunsicherung des Auges oder tilgte die handwerklichen Spuren. Die Betonung der individuellen Handschrift stand stets im Vordergrund, ebenso wie das Festhalten an der reinen Malerei, weswegen er auch nie ein Lineal benutzte! Fleischmann kombinierte normierte Elemente wie Winkelform, parallele Streifen, oder Rhomben in unendlichen Variationen. Damit schuf er jedes mal eine neue Welt vibrierender Form- und Farbeindrücke. Das Erstaunliche und auch Geradlinige an dieser Welt ist, dass Fleischmann trotz seiner teilweise katastrophalen Lebensumstände stets an ihr als idealistisches Gegenbild festgehalten hat. In seinen Werken sparte der Künstler alles Bedrohliche, aber auch Hintersinnige aus und realisierte damit in seiner Kunst eine geordnete, utopische Welt. Die Beständigkeit von Fleischmanns Werk bestätigt sein Vertrauen in diese Welt. Dies wird in der Schönheit ihrer und seiner Bilder deutlich, die voll stiller Poesie und Hoffnung sind.

Fleischmann, u.a. Schüler von Adolf Hölzel, studierte an der Stuttgarter Akademie bevor er zu einem rastlosen Wanderleben aufbrach. Nach Militärdienst und Verwundung an der Ostfront lebte er zunächst in der Schweiz, dann wieder an verschiedenen Orten in Deutschland. Ab 1933 hatte er als »entarteter« Maler keine Möglichkeit mehr in Deutschland auszustellen und ging zunächst nach Mallorca. Ab 1938 lebte er in Frankreich, wo er mehrfach wegen seines Engagements in der Résistance interniert war. 1952 erfolgte die Übersiedlung nach New York, 1965 die Rückkehr des Schwerkranken nach Stuttgart, wo er am 28.1.1968 starb.

Zur Ausstellung »Adolf Fleischmann zum 40. Todesjahr« ist ein Katalogheft erschienen (48 Seiten).

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