Giovanni Anselmo, Torsione (Drehung), 1968, Staatsgalerie Stuttgart © the artist, courtesy Archivio Anselmo
Seit einiger Zeit prägen angespannte Zustände unseren Alltag. Ob es sich um Ausgangssperren, Gewalt oder der Suche nach der eigenen Identität handelt, wir sind ständig dabei, uns neu zu orientieren. Auf die Verletzlichkeit und Verwirrung, die in Kontrollen, Rassendiskriminierung und Ausgrenzung stecken, nehmen Künstlerinnen und Künstler Bezug. Sie stellen die Unsicherheit und Instabilität, die wir täglich erleben, in ihren Werken dar.
Die neue Sammlungspräsentation konfrontiert zeitgenössische Positionen aus der privaten Sammlung Scharpff-Striebich mit Werken aus dem 20. Jahrhundert aus dem eigenen Bestand der Staatsgalerie, die erst durch den retrospektiven Blick eine solche Aktualität gewinnen und die Komplexität und Widersprüchlichkeit unserer Gesellschaft hervorheben.
Zu sehen sind Werke u.a. von Kathryn Andrews, Giovanni Anselmo, Phyllida Barlow, Bernd und Anna Blume, Victor Burgin, Julian Charrière, Cameron Clayborn, Jesse Darling, Tacita Dean, Mark Dion, Jadé Fadojutimi, Ximena Garrido-Lecca, Jochen Gerz, Asta Gröting, Rebecca Horn, Marguerite Humeau, Sergej Jensen, Rashid Johnson, Edward Kienholz, Kapwani Kiwanga, Jürgen Klauke, Simone Leigh, Zoe Leonard, Teresa Margolles, Hermann Nitsch, Marcel Odenbach, Yoko Ono, Barbara Probst, Arnulf Rainer, Sterling Ruby, Anke Röhrscheid, Katharina Sieverding, Timur Si-Qin, Kiki Smith, Pia Stadtbäumer, Diamond Stingily, Rosemarie Trockel, Anna Uddenberg und Ambera Wellmann.
In Kooperation mit dem Offenen Depot der Sammlung Scharpff-Striebich. Wir danken Carolin Scharpff-Striebich für die aktive Weiterführung des Offenen Depots.
Kuratorin Dr. Alessandra Nappo gibt Ihnen in diesem Film einen Einblick in unsere Sammlung der Zeitgenössischen Kunst, die aktuell in der Sammlungspräsentation »Angespannte Zustände« ausgestellt ist.
7 € / 5 € inkl. THE GÄLLERY
Die Präsentation zeigt unsere Sammlung der Gegenwart und ist damit im Sammlungseintritt enthalten.
Beobachten, Fühlen, Atmen, Entspannen.
Mit unserem Achtsamkeits-Journal haben Sie die Möglichkeit den Kunstwerken anders als gewohnt zu begegnen. Sie erhalten Impulse mit Anspannungen umzugehen und achtsam mit sich und Ihrer Umwelt zu sein. Wir laden Sie ein zu beobachten, fühlen, atmen und entspannen.
Ab sofort an unserer Kasse kostenlos erhältlich!
Der zweisprachige Katalog zur Ausstellung beinhaltet Statements aller Künstler und ist zudem reich bebildert mit den Werken aus der Ausstellung.
24,90 €
und im Buchhandel
34,90 €
»Im Vergleich zu anderen Kunstepochen zeichnet sich »Zeitgenössische Kunst« durch eine große Vielfalt an Ausdrucksformen aus. Seit den 1960er-Jahren haben sich Performance, Happening und Fluxus als Formen der Aktionskunst etabliert. Es handelt sich um flüchtige Formen, bei denen der Körper der Künstler zum zentralen Bestandteil des Werks wird. In den 1960er- und 1970er-Jahren experimentieren Künstlerinnen und Künstler mit fotografischen Techniken, zum Teil als Reaktion auf die abstrakte Malerei und in einer Zeit, in der die Aktion von großer Brisanz war. Als weitere mediale Erweiterung dieser Zeit ist die Entstehung von Videos zu nennen, für die Nam June Paik als Pionier gilt. Im Laufe der Zeit haben sich die künstlerischen Formen so vermischt, dass es heute manchmal schwer zu definieren ist, mit welchem Medium eine Künstlerin oder ein Künstler arbeitet: Es handelt sich oft um multimediale Werke oder raumgreifende Installationen, die Skulptur, Video, Fotografie und andere Medien umfassen.«
»Nicht nur die Kunstformen, sondern auch die Themen seit den 1960er-Jahren zeichnen sich durch eine große Vielfältigkeit aus. Allerdings kann man eine sozialkritische Perspektive als roten Faden erkennen. Mehrere künstlerische Positionen seit den 1960er- und 1970er- Jahren wie Edward Kienholz, Yoko Ono, Jürgen Klauke oder Katharina Sieverding – um nur einige in der Sammlung zu nennen – beschäftigen sich mit gesellschaftlich brisanten Themen, die uns heute immer noch umtreiben: Soziale Ungerechtigkeit, Rassismus, Gewalt, Ausgrenzung, sexuelle Identität, Naturausbeutung.«
»Da ich in den letzten Monaten mit der neuen Sammlungspräsentation »Angespannte Zustände« intensiv beschäftigt war, würde ich ein in dieser Präsentation ausgestelltes Werk nennen: die »Torsione« (Drehung) von Giovanni Anselmo. Das Entstehungsdatum der Plastik (1968) macht sie zu einer Inkunabel der italienischen »Arte Povera«. In dem Werk ist die Spannung im Material eingefangen: Die mit einem Ring an der Wand befestigten Flanellstoffbahnen wurden durch die Kraft mehrerer Personen solange gedreht, bis sie keine weitere Verwindung mehr zulassen. Die aufgewendete Energie wird im Objekt gespeichert und regelrecht spürbar. Wir können so erahnen, wie viel Anstrengung und gemeinsame Kraft nötig ist, um einen Zustand grundlegend zu verändern. Jeden Moment könnte sich der Stoff jedoch abwickeln und sich die Spannung entladen.«